14. März 2016
ADF/ECARF Award 2016 für Studie zum Mikrobiom des Darms

Thomas Volz hat den ADF/ECARF Award 2016 erhalten. Mit seiner Arbeit* über den Zusammenhang zwischen dem Mikrobiom des Darms und anaphylaktischen Reaktionen auf Nahrungsmittelallergene konnte er das Preiskuratiorium überzeugen. Der mit 5.000 Euro dotierte und jährlich vergebene ADF/ECARF Award wurde auf der 43. Tagung (10.-12. März 2016) der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Forschung (ADF) in Wien verliehen.

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Torsten Zuberbier, Vorsitzender der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) und Vorsitzender der Jury, sagt: „Die in diesem Jahr ausgezeichnete Arbeit ist herausragend, weil sie neue Zusammenhänge zwischen der Zusammensetzung der Darmbakterien (Mikrobiota) und dem Schweregrad von Allergien zeigt. Die Bakterienbesiedlung des Darms ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und ändert sich bei Änderung der Ernährungsgewohnheiten oder durchs Rauchen, aber auch durch Medikamente wie Antibiotika.“

Mikrobiome beschreiben die Zusammensetzung der Mikroorganismen (Mikrobiota) anhand ihrer Gene in Bereichen des menschlichen Körpers, zum Beispiel das Mikrobiom der Haut, des Darms oder der Schleimhäute. Die Mikroorganismen, die der Mensch beherbergt, übertreffen die Zahl menschlicher Zellen um den Faktor 10 und rücken immer mehr in das Interesse der Forschung, da diese für viele Vorgänge des Lebens, wie etwa die Verdauung, eine große Bedeutung besitzen.

Volz und sein Team stellten sich die Frage, ob Immunsignale des Darmmikrobioms Einfluss auf die Sensibilisierung gegen Nahrungsmittelallergene und auf den Schweregrad allergischer Reaktionen haben. Das Molekül Peptidoglykan (PGN), das in Darmbakterien vorkommt, wird von sogenannten Pattern-Recognition-Rezeptoren im Immunsystem erkannt. Einer dieser Rezeptoren ist NOD2. Die Forscher fanden heraus, dass die Immunerkennung durch NOD2 eine entscheidende Rolle bei der Immunantwort von körpereigenen T-Helfer-Zellen spielt. Fehlt der Rezeptor NOD2, erhöht sich die Immunglobulin-E-(IgE)-Produktion und führt zu schweren anaphylaktischen Reaktionen. Der Grund liegt in Veränderungen der Mikroorganismen im Darm. Darin liegt auch die Perspektive für Therapie und Prävention: Durch Veränderungen der Bakterienkolonien im Darm könnte die Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergene deutlich abgeschwächt werden.

Die Forschungsarbeit kann für die zukünftige Behandlung von Patienten mit einer Nahrungsmittelallergie von großer Bedeutung sein.

Die Studie wurde gemeinsam mit Wissenschaftlern der TU München und der Universitäts-Hautklinik Tübingen durchgeführt.

 

*NOD2 signaling critically influences sensitization to orally ingested allergens and severity of anaphylaxis – T. Volz 1, F. Wölbing 1, F. Regler 2, S. Kaesler 1,2, T. Biedermann 1
1 Department of Dermatology and Allergy, Technische Universität, Munich, Germany
2 Department of Dermatology, University Hospital, Tuebingen Germany