7. November 2016
Wie kann ich Allergene in der Küche sicher managen?

Wenn ein Familienmitglied von einer Nahrungsmittelallergie betroffen ist, wird die Küche plötzlich zu einem Ort, an dem es nicht nur um leckeres Essen, sondern auch um Sicherheit geht. Das Allergen komplett aus der Küche zu verbannen, ist ein nahe liegender Gedanke. Denn so entsteht quasi eine Sicherheitszone, in der sich Menschen mit Allergien unbesorgt bewegen können.

Für einige Familien ist der vollständige Verzicht auf das Allergen im Haushalt auch notwendig und richtig. Das ist besonders dann so, wenn schon geringste Mengen einer Substanz über Haut oder Atmung Reaktionen auslösen können. Oder wenn zum Beispiel eine Person mit schwerer Erdnussallergie im Haushalt lebt. Bei einem hohen Risiko für anaphylaktische Reaktionen sollten keine Erdnüsse im Haus verarbeitet oder verzehrt werden. Auch nicht zwischendurch, wenn der oder die Betroffene gerade nicht da ist. Großeltern von Kindern mit schwerer Erdnussallergie sind idealerweise ebenfalls erdnussfreie Haushalte.

Manche Familien mit einem geringeren Risiko für schwere Reaktionen entscheiden sich, Allergene im Haushalt zuzulassen. Zum Beispiel weil andere Familienmitglieder bestimmte Zutaten nicht aus der Ernährung ausschließen können oder wollen. Oder weil ein nicht-allergisches Geschwisterkind in die Familie gekommen ist und entsprechend der aktuellen Empfehlungen zur Allergieprävention möglichst vielfältig ernährt werden soll (mehr Informationen hier).

Was kann man also tun, um die Küche allergenfrei zu halten? Fest steht, kein System ist narrensicher. Sicher ist auch: Sie brauchen eine ordentliche Portion extra Zeit und Aufmerksamkeit, um allergene Lebensmittel in Ihrem Haushalt sicher zu verarbeiten. Die folgenden Tipps können aber dabei helfen, das Risiko für allergische Reaktionen deutlich zu reduzieren.

Organisieren und Bezeichnen

  • Bezeichnen Sie die Orte, Regale und Behälter in denen Sie die Lebensmittel, welche Allergene enthalten, lagern ganz genau.
  • Grafiken für Ihre Labels finden Sie im Internet. Arbeiten Sie besonders dann mit Bildern, wenn noch nicht alle Familienmitglieder lesen können.
  • Bei kleinen Kindern macht es Sinn alle Allergene auf den am höchsten gelegenen Regalen zu verstauen.
  • Achten Sie darauf, dass die Behälter luftdicht schließen.

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Entwickeln einer Routine

Entwickeln Sie eine Routine, mit der Sie festlegen, wie Sie allergenhaltige Nahrungsmittel auspacken und organisieren. Wichtig ist, dass Sie alle Schritte vom Supermarkt bis zum Teller bedenken. Doppelt und dreifach hält in diesem speziellen Fall nicht nur besser, sondern gibt Ihnen auch ein gutes Gefühl.

  • Schritt 1: Überprüfen Sie das Etikett im Laden. Wenn Sie genügend Zeit haben, können Sie in Ihrem Einkaufswagen eine Ecke für allergenhaltige Nahrungsmittel freiräumen und diese in einem Extrabeutel nach Hause bringen.
  • Schritt 2: Achten Sie beim Auspacken der Einkäufe erneut auf die Zutatenlisten aller Produkte und ordnen Sie die Allergene Ihrem Ordnungssystem zu.
  • Schritt 3: Überprüfen Sie das Etikett noch einmal, bevor das Lebensmittel zum ersten Mal verbraucht wird. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob ein Lebensmittel Allergene oder Spuren enthält, können Sie direkt beim Unternehmen anfragen. Beim Nuss-/Anaphylaxienetzwerk e. V. finden Sie Informationen zu Firmen, die freiwillige Angaben zu Spuren und Produktionsbedingungen machen.

Sie sollten solch ein System für sich festlegen und konsequent dabei bleiben.

Regeln für Küchenwerkzeuge

In einigen Fällen kann es hilfreich sein zwei Sets von Küchengeräten zu besitzen um einen Kontaminationen zu vermeiden. Bei einer Weizenallergie kann die Verwendung von zwei Toastern sinnvoll sein. Genauso sollte ein eigener Dosenöffner für das Familienmitglied mit der Allergie vorhanden sein.

Proteine in Form von Lebensmittelallergenen können leicht an porösen Utensilien aus Kunststoff und Holz haften bleiben. Verwenden Sie daher Werkzeuge mit glatten Oberflächen wie Glas oder Edelstahl. Zur Unterscheidung der Küchenwerkzeuge bietet es sich an, ein Farbcodiersystem einzuführen. Dieses zeigt dann, dass die Utensilien und Schneidbretter mit einer bestimmten Farbe nur für allergen-freie Nahrungsmittel verwendet werden sollen.

Einführen einer festen Platzordnung

Tragen Sie keine allergenhaltigen Lebensmittel durch das Haus. Auch nicht vor den Fernseher. Der Verzehr allergenhaltiger Speisen sollte auf den Esstisch beschränkt bleiben. Führen Sie eine feste Sitzordnung ein. Allergenhaltige Speisen sollten immer an den selben Platz auf den Tisch oder die Arbeitsfläche gestellt werden. Wenn ein Familienmitglied Sesamsoße liebt, ein anderes aber dagegen allergisch ist, kann sich der / die Betroffene so darauf verlassen, dass sein Essen immer am hinteren Ende des Tisches platziert wird und nicht mit der Sesamsoße am vorderen Ende des Tisches in Kontakt gekommen ist. Genauso wie er oder sie sich sicher sein kann, dass es mit separaten Werkzeugen zubereitet wurde.

Reinigen

Allergene verstecken sich gut. Die Oberflächen sollten vor und nach dem Essen gereinigt werden. Putzen Sie mit warmem Wasser und Seife. Verlassen Sie sich nicht auf Händedesinfektionsmittel. Es entfernt Nahrungsmittelallergene nicht wirksam.

Für den Notfall vorbereitet sein

Bestimmen Sie einen Platz in der Küche für die Notfallmedikamente, eine Liste mit Notfall-Telefonnummern, die Informationen der Krankenversicherung/die Chipkarte der Krankenkasse und den vom Arzt zur Verfügung gestellen Maßnahmenplan im Falle einer allergischen Reaktion.

Im Zweifel beraten lassen

Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob es für Ihre Familie möglich sein kann, Allergene im Haushalt zuzulassen, dann besprechen Sie dies am besten mit dem behandelnden Allergologen. Voraussetzung ist, dass Sie Ihr Allergierisiko sicher einschätzen können und dass die Rahmenbedingungen passen. Ein Haushalt mit vielen Mitgliedern hat es unter Umständen schwerer, alle Allergene stets unter Verschluss zu halten und eine feste Ordnung einzuführen.