23. Oktober 2019
Anaphylaxie – Wie soll man Epinephrin verabreichen?

Bei schweren anaphylaktischen Reaktionen ist die intramuskuläre Gabe von Epinephrin die erste Wahl. Epinephrin lässt sich auch anders verabreichen, das aber hat Nachteile. ECARF war beim Allergiekongress 2019 dabei und berichtet für Sie.

Intramuskulär gespritzt wirkt Epinephrin bereits nach etwa fünf Minuten – und damit viel schneller als andere Notfallmedikamente wie Antihistaminika (frühestens nach 30 Minuten) und Glukokortikoide (nach etwa 60 Minuten).

Bei schweren anaphylaktischen Reaktionen ist die intramuskuläre Gabe von Epinephrin „sinnvoll und die erste Wahl“, sagte Tobias Ankermann vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (Kiel) beim Allergiekongress. Sie ist einfach durchzuführen und führt schnell zur gewünschten Wirkung.
Neben der intramuskulären Gabe gibt es auch andere Möglichkeiten.

 

Intravenöse Epinephringabe: Zu zeitaufwendig

Im Krankenhaus ist die intravenöse Gabe von Epinephrin machbar. Allerdings wird der Zeitaufwand dafür oft unterschätzt. Selbst geübte Fachkräfte brauchen mindestens drei Minuten, bis die Spritze vorbereitet und gegeben ist, sagte Ankermann.

 

Epinephrin per Inhalation: Keine Alternative

Auch die Inhalation spezieller Epinephrin-Präparate ist möglich. Der Wirkstoff wird dann über die Lungenkapillaren aufgenommen. Ankermann äußerte allerdings Zweifel daran, ob auf diesem Weg eine ausreichende Wirkung auf den Kreislauf zustande kommt. Denn obwohl der Wirkstoff nachweislich im Blut ankam, blieb der Blutdruck nahezu unverändert (Breuer 2013). „Die Inhalation von Epinephrin ist nicht falsch, aber sie ist keine Alternative zur Injektion.“

 

Epinephrin in Zukunft sublingual?

Bei der sublingualen („unter der Zunge“) Arzneimittelgabe wird der Wirkstoff hauptsächlich durch die dünne Mundschleimhaut unter der Zunge aufgenommen. Eine Studie von 2015 zeigt, dass das prinzipiell auch mit Epinephrin in Form von Mikrokristallen funktionieren kann (Rawas-Qualaji 2015). Allerdings tritt die Wirkung dann frühestens nach einer Stunde ein – ist also nach derzeitigem Entwicklungsstand keine Alternative zur i.m. Gabe.

Epinephrin (Adrenalin) ist für die Behandlung anaphylaktischer Reaktionen entscheidend: Es verengt die erweiterten Gefäße, reduziert ihre Durchlässigkeit (Permeabilität) und kann Krämpfe der Bronchialmuskeln (Bronchospasmen) wieder lösen.

 

Quellen


Dt. Allergiekongress 2019. Therapie in der Anaphylaxie – Unterschiedliche Applikationswege. Vortrag von Tobias Ankermann, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin I, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel

Breuer C et al. Pharmacokinetics and pharmacodynamics of moist inhalation epinephrine using a mobile inhaler. Eur J Clin Pharmacol. 2013;69(6):1303-10

 

 

Rawas-Qalaji M et al. Sublingual Diffusion of Epinephrine Microcrystals from Rapidly Disintegrating Tablets for the Potential First-Aid Treatment of Anaphylaxis: In Vitro and Ex Vivo Study. AAPS PharmSciTech 2015;16(5):1203–12

 

Text: mh/ktg