Fischallergie

Fisch hat es in sich: Er liefert hochwertiges, leicht verdauliches Eiweiß (Protein) und ist als Meeresfisch eine wichtige Quelle für Jod. Fettfische wie Hering, Makrele oder Lachs versorgen darüber hinaus mit lebensnotwendigen Omega-3-Fettsäuren.

Allerdings zählt Fisch auch zu den Nahrungsmitteln, die am häufigsten eine Nahrungsmittelallergie auslösen. In Europa reagieren etwa 0,1 Prozent der Menschen in sogenannten Provokationstests auf Fisch allergisch. Dabei variieren die Zahlen von Land zu Land: In Regionen wie Skandinavien beispielsweise, in denen viel Fisch konsumiert und verarbeitet wird, sind Fischallergien häufiger als in Deutschland.

Auslöser

Allergische Reaktionen auf Fisch werden hauptsächlich von einer bestimmten Sorte Eiweiß verursacht: den Parvalbuminen. Im weißen Muskelgewebe von Fischen finden sich besonders viele Parvalbumine – viel mehr als in roten Muskelfasern. Das erklärt, warum Fischarten wie Thunfisch mit hauptsächlich rotem Muskelgewebe von Menschen mit einer Fischallergie oft besser vertragen werden.

Parvalbumine sind relativ hitzebeständig. Das heißt, dass sie durch Kochen oder Braten nicht zerstört werden. Sowohl roher als auch gekochter Fisch kann demnach allergische Symptome auslösen. Die meisten Betroffenen reagieren gegen mehrere Fischarten allergisch. Monoallergien, also Allergien gegen einzelne Fischspezies, kommen aber ebenfalls vor.

Während eine allergische Reaktion meistens über Fischverzehr ausgelöst wird, entwickeln sehr empfindliche Menschen bereits allergische Beschwerden, wenn sie den Dampf eines Fischgerichts einatmen. Auch das Inhalieren von Staub getrockneter Fische oder der Hautkontakt, zum Beispiel bei der Fischverarbeitung, kann eine Allergie verursachen.

Übrigens bedeutet eine Fischallergie nicht, dass zwangsläufig auch Meeresfrüchte wie Muscheln oder Garnelen allergische Reaktionen hervorrufen. Bei Surimi, einem Krebsfleisch-Imitat, ist jedoch Vorsicht geboten. Es kommt oft in Meeresfrüchte-Fertiggerichten vor und wird aus zerkleinertem, in Form gepresstem Fisch hergestellt.

Beschwerden

Eine Fischallergie kann an verschiedenen Organen leichte aber auch heftige allergische Reaktionen erzeugen. Die Beschwerden reichen vom sogenannten oralen Allergiesyndrom, bei dem die Schleimhaut im Mund- und Rachenraum wenige Minuten bis Stunden nach der Aufnahme kribbelt oder anschwillt bis hin zum anaphylaktischen Schock mit Atemnot und Kreislaufstillstand.

Es kann zu Bauchschmerzen, Erbrechen oder Durchfall kommen. Auch die Haut ist möglicher Schauplatz allergischer Reaktionen: Neben Juckreiz, Rötung oder Nesselsucht kann eine Fischallergie auch Neurodermitis-Schübe verstärken oder auslösen. In manchen Fällen sind die Atemwege beteiligt und es kommt zu allergischem Schnupfen oder asthmatischen Beschwerden.

Fischallergie im Kindesalter

Fischallergien können bereits im Säuglingsalter entstehen. Man geht davon aus, dass in Europa weniger als 0,1 Prozent aller Kinder betroffen sind. Während Nahrungsmittelallergien gegen Milch oder Ei oft wieder abklingen, legen Studien nahe, dass Fischallergien meist ein Leben lang bestehen bleiben.

Diagnoseverfahren

Ob eine Fischallergie vorliegt, klärt der Arzt oder die Ärztin zunächst in einem Gespräch über Ernährungsgewohnheiten und Beschwerden.

Der Verdacht auf eine Allergie wird mit einem Haut– und/oder Bluttest weiter abgesichert. Diese Tests zeigen eine Allergiebereitschaft für einen bestimmten Stoff an, sie können jedoch keine Allergie beweisen. Deshalb wird im Zweifelsfall ein weiteres Diagnoseverfahren herangezogen: Der Provokationstest. Dafür ernähren sich die Betroffenen einige Zeit allergenfrei. Im Anschluss werden ihnen unter ärztlicher Kontrolle geringe Mengen Fischprotein verabreicht. So kann überprüft werden, ob Fisch allergieauslösend ist oder ob er von der Liste der verdächtigen Stoffe gestrichen werden kann.

Von den Symptomen einer Fischallergie müssen Beschwerden abgegrenzt werden, die zwar allergieähnlich sind, die aber durch eine spezielle Form der Fischvergiftung ausgelöst werden. In einigen Fischarten wie Makrele, Thunfisch, oder Hering produzieren Bakterien bei zu geringer Kühlung und längerer Lagerung größere Mengen Histamin. Dieses wird durch Erhitzen nicht zerstört und kann Symptome hervorrufen, die eine Allergie imitieren: Übelkeit und Erbrechen, Hautrötungen aber auch Atemnot. Es ist auch möglich, dass solche Symptome durch bestimmte Bakterien, Viren oder Gifte in Fisch verursacht werden.

Therapie

Eine Fischallergie wird am effektivsten gelindert, indem die Auslöser gemieden werden. Ob das heißt, dass alle Fischarten vom Speiseplan gestrichen werden müssen oder nur einzelne, kann der Allergologe oder die Allergologin nur nach gründlicher Diagnostik entscheiden.

Menschen mit einer schweren Fischallergie, bei denen bereits kleinste Mengen Fischeiweiß einen anaphylaktischen Schock auslösen, müssen ein Notfallset bestehend aus Adrenalinautoinjektor, Kortikosteroid (flüssig oder in Tablettenform) und einem Antihistaminikum (flüssig oder in Tablettenform) bei sich tragen.

Prof. Dr. med. Dr. h.c. T. Zuberbier
Letzte Änderung: Juli 2016