20. Oktober 2021
Antikörper-Spritze gegen Katzenhaar-Allergie

Bekommen Menschen mit Katzenhaar-Allergie spezielle Antikörper gespritzt, werden sie für das Katzenhaar-Allergen unempfindlich. Zugelassen ist die Behandlung aber noch nicht. Vorher müssen Studien unter anderem noch prüfen, wie lange die Wirkung anhält.

Bisher wird Menschen mit Katzenhaar-Allergien meist empfohlen Katzen zu meiden, sie bekommen Medikamente gegen die Allergie-Symptome, oder sie unterziehen sich einer allergenspezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierung).

 

Die neue Behandlung nutzt einen anderen Ansatz: Man gibt den Patient:innen nicht das Allergen (also ein körpereigenes Protein der Katzen wie bei der Hyposensibilisierung), sondern gleich den Antikörper gegen das Allergen. Die Antikörper-Spritze wirkt dann wie ein Schutzschild gegen die Allergie. Normalerweise müsste der Organismus die Antikörper erst mühsam herstellen, um gegen das Allergen unempfindlich zu werden.

 

Ein weiterer Vorteil spricht für die Antikörper-Spritze: Man kann genau festlegen, wie viel Antikörper mit welchen Eigenschaften gegeben werden sollen. Dass diese künstlich hergestellten Antikörper Katzen-Allergene sehr gut blocken, haben kleinere Studien schon gezeigt. Bei einer Hyposensibilisierung dagegen unterscheiden sich Menge und Qualität der Antikörper von Patient:in zu Patient:in.

 

Zugelassen ist die Behandlung allerdings noch nicht. Im Moment läuft eine große, weltweite Studie mit mehr als tausend Patient:innen an. „Wenn die Wirksamkeit der Methode in der Studie bestätigt wird, ist das insgesamt ein großer Durchbruch für die Allergietherapie“, sagt Randolf Brehler, Leiter des Bereichs Allergologie, Berufsdermatologie und Umweltmedizin am Universitätsklinikum Münster.

 

Das neue Behandlungsprinzip ist nicht nur bei Katzenhaar-Allergien interessant. Ob es beispielsweise auch gegen Birkenpollen-Allergien hilft, wird derzeit in Studien überprüft.

 

Die Katzenhaar-Allergie ist keine Allergie gegen Katzenhaare, sondern gegen körpereigene Proteine der Katzen. Das Hauptallergen Fel d 1 (Felis domesticus 1) produzieren Katzen zum Beispiel in ihren Speichel-, Tränen- und Talgdrüsen und übertragen es von dort durch Lecken auf ihr Fell.
Die Katzenallergene sind klein und widerstandsfähig – und sie bleiben im Wohnraum lange an Teppichen, Wänden und Kleidung kleben. Sie lassen sich auch in öffentlichen Räumen nachweisen, beispielsweise in Schulen oder Bussen. Der Ratschlag sie zu meiden lässt sich also schwer befolgen.

 

 

Quellen

Berg C. Neue Hoffnung bei Katzenallergie. Artikel in der Online-Ausgabe der Pharmazeutischen Zeitung“ „Westfälischen Nachrichten“ vom 21.07.2021. Letzter Download am 19.10.2021.

 

Medizinische Fakultät Münster. Neuer Ansatz gegen Katzenhaar-Allergie: WWU-Forscher wirken an Therapie mit künstlichen Antikörpern mit. Pressemitteilung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster vom 12.08.2021. Letzter Download am 19.10.2021.

 

Niesler A et al. Cat (Fel d 1) and dog (Can f 1) allergen levels in cars, dwellings and schools. Aerobiologia 2016; 32:571–80

 

 

Werding S. Schalter gegen Katzenhaar. Interview mit Professor Randolf Brehler in den „Westfälischen Nachrichten“ vom 31.08.2021. Letzter Download am 19.10.2021.

 

 

 

 

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