22. Juni 2020
Cannabis kann Allergien auslösen

Dass Cannabis auch allergische Reaktionen auslösen kann, ist wenig bekannt. Die Allergie kann nach dem Rauchen der Pflanzen auftreten, aber auch nach dem Essen cannabishaltiger Lebensmittel.

Blätter der Cannabis sativa Pflanze. Hanf gilt als eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt – und als Rauschmittel

Wie unterschiedlich die Cannabisallergie verlaufen kann, stellte ein Schweizer Forschungsteam beim Europäischen Allergiekongress EAACI 2020 anhand der Fälle von zwei jungen Frauen vor:

  • Bei der ersten trat nach dem Rauchen von Joints ein Ausschlag (Urtikaria). Beschwerden hatte die Frau nicht nur beim Rauchen, sondern auch, wenn ihre Haut mit weiblichen Pflanzen von Cannabis sativa in Kontakt kam. Sie bekam dann eine Rhinokonjuktivitis, also eine Entzündung der Nasenschleimhaut und der Bindehaut des Auges. Deren Symptome sind eine laufende Nase und juckende und geschwollene Augen.
  • Die zweite Frau bekam nach dem Trinken eines cannabishaltigen Mandel-Milchshakes Luftnot, einen Hautausschlag (Urtikaria), fühlte sich benommen und litt unter Bauchkrämpfen und Durchfall. Die Beschwerden wiesen auf eine anaphylaktische Reaktion Grad III hin, also eine bedrohlichen Gesundheitssituation. Hier entstand die Allergie durch den Kontakt von Cannabis mit dem Magen-Darm-Trakt.

Die Frau war auch auf Birkenpollen allergisch und litt bereits an Asthma.

 

Cannabis-Allergien werden möglicherweise zu selten diagnostiziert, vermutet Studienleiterin Zita-Rose Majali Thomas vom Universitätsspital Basel.

Die Sensibilisierung kann über Rauchen, Hautkontakt und Essen entstehen. Wodurch die allergische Reaktion entsteht, ist aber verschieden. Cannabishaltige Lebensmittel könnten auch eine Kreuzreaktion auslösen.

 

Das hat das Forschungsteam untersucht

Verantwortlich für die Cannabis-Allergie ist der Eiweißstoff Can s3. Die Cannabis-Allergie konnten die Schweizer ForscherInnen erst nach mehreren Tests bestätigen:

  • Prick-Test: Hierbei werden verschiedene Allergene auf die Haut aufgetragen. Er war bei beiden Frauen positiv, sprach also für eine Allergie.
  • Die erste Frau erhielt zusätzlich einen Scratch-Test (englisch: „kratzen“): Bei diesem Test wird die Haut oberflächlich angeritzt und das Allergen in die kleinen Wunden gerieben. Der Test war bei ihr stark positiv.
  • IgE-Test: Hierbei wird im Blut nach Antikörpern auf Cannabis gesucht. Der Test war bei beiden Frauen negativ, deutete also nicht auf eine Allergie hin. Das heißt auch, der alleinige Antikörpernachweis (IgE-Bluttest) reicht für die Diagnose nicht immer aus.
  • Basophilenaktivierungstest (BAT): Der BAT ist ein Test im Reagenzglas. Dort wird dem Blut das vermutete Allergen zugeführt. Besteht eine Allergie, werden basophilen Granulozyten aktiviert, sie gehören zu den weißen Blutzellen und sind an der allergischen Reaktion vom Soforttyp (Typ I) Der BAT ist eine Zusatzdiagnostik, falls der IgE-Test trotz starkem Allergie-Verdacht negativ bleibt. Der Test bestätigte die Allergie bei beiden Frauen.

 

 

Quelle:

Majali Thomas ZR et al. Allergy to Cannabis sativa – two illustrative cases of an old drug with new relevance. EAACI 2020 Postersession