26. April 2021
Gegen Handekzeme in Coronazeiten: Hände desinfizieren und eincremen

Handhygiene ist in der Pandemie ein Muss – gleichzeitig kommt es zu mehr Handekzemen. Eine Lösung: Hände desinfizieren und eincremen statt nur Händewaschen mit Seife.

Hände waschen schützt vor CoViD-19. Schon zu Beginn der Pandemie hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Tipps für das häufige Händewaschen mit Seife oder Waschlotionen veröffentlicht.

 

Allerdings waschen die Mittel nicht nur Krankheitserreger ab. „Sie können auch das Hautorgan selbst beeinträchtigen“, sagt Peter Elsner, Direktor der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena. Die Mittel greifen zwei wichtige Bestandteilte in der obersten Hautschicht an, der so genannten Hornschicht. Erstens schädigen sie die wasserdichte Kittsubstanz zwischen den Zellen (die Lipid-Doppellamellen). Zweitens greifen sie Substanzen an, die in der Hornschicht Wasser binden („Natural Moisturizing Factor“) und sie so geschmeidig halten. Fängt die Haut nach häufigem Waschen an zu jucken, zu brennen, und wird sie rot und schwillt an, dann hat sich ein Kontaktekzem entwickelt.

 

Aus Hautarztpraxen kamen schon wenige Monate nach Beginn der Coronapandemie Berichte, dass immer mehr Handekzeme vorkommen. Vor allem Beschäftigte im Gesundheitsdienst sind betroffen. Laut einer aktuellen Studie mit 114 Beschäftigten der Uniklinik der TU München zeigen derzeit 90 Prozent der Mitarbeiter:innen Symptome eines Handekzems.

Hygienestrategie ändern: Desinfizieren und Cremen

Peter Elsner rät deshalb von Seife und Waschlotionen ab. Das Desinfizieren in Verbindung mit intensiver Hautpflege ist hautschonender. „Wenn trotz dieser Maßnahmen Handekzeme auftreten, sollten diese unverzüglich leitliniengerecht behandelt und, bei vermuteter beruflicher Verursachung, dem zuständigen Unfallversicherungsträger zur Einleitung von Maßnahmen der individuellen Prävention gemäß § 3 BKV gemeldet werden“, empfiehlt Elsner.

Empfehlungen der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG)

Die DDG empfiehlt außerdem:
1. Die Desinfektion mit einem viruswirksamen alkoholischen Händedesinfektionsmittel – sie hat Vorrang vor dem Waschen mit Seife oder Waschlotionen (Detergentien). Das Desinfektionsmittel sollte Hilfsstoffe enthalten, die die Hautbarriere schützen. Zusätze wie Glycerin können dabei helfen. Voraussetzung ist aber, dass die Hände nicht sichtbar schmutzig sind.

2. Nach jedem Waschen und/oder Desinfektion sollte die Haut vollständig mit einem Pflegepräparat eingecremt werden, das die Regeneration der Hautbarriere unterstützt.

3. Beim Auftreten eines Handekzems sollte man zur Hautärztin / zum Hautarzt.
Ist das Ekzem beruflich bedingt, zum Beispiel durch häufiges Händewaschen in einem Pflegeberuf, wird der/die Hautärzt:in einen Hautarztbericht an die Berufsgenossenschaft schicken.

 

Referenzen

Dagmar Arnold. Handekzeme nehmen zu: Handhygiene-Strategie in Pandemiezeiten ändern. Pressemitteilung Deutsche Dermatologische Gesellschaft vom 29.03.2021. Letzter Download am 05.04.2021

 

BzgA. Unverändert wichtig: Gründliches Händewaschen! Pressemitteilung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung vom 30.04.2020. Letzter Download am 05.04.2021

 

Guertler A et al. Onset of occupational hand eczema among healthcare workers during the SARS-CoV-2 pandemic – comparing a single surgical site with a COVID-19 intensive care unit.
Contact Dermatitis. 2020;83:108–14

 

Welle S. Vergleichende Untersuchungen zum kumulativen in-vivo Irritationspotential beruflich relevanter alkoholischer Irritanzien. 2019. Dissertation an der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena.