28. November 2018
Hohes Allergiepotential in Landschaftsparks

Mit einem neuen Index lässt sich das Allergiepotential in Stadtparks messen. Wird dieser Index bei der Bepflanzung berücksichtigt, können auch Menschen mit Pollenallergie ohne Probleme durch den Garten schreiten. Entwickelt haben den Index Wissenschaftlerinnen der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Grünanlagen sollen der Bevölkerung eigentlich als erholsame Rückzugsorte dienen und das Stadtklima verbessern. Doch für Menschen mit Allergie kann gerade der Spaziergang durch einen Park zur Qual werden.

Susanne Jochner-Oette von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) hat daher mit ihren Mitarbeiterinnen einen Allergie-Index entwickelt. Mit ihm lässt sich bestimmen, wie wahrscheinlich die Pflanzen in einem Park Allergien auslösen – ihr „Allergie-Potenzial“ also.

Wie ist das Team vorgegangen?

Die Landschaftsökologin und ihr Team veränderten einen an der spanischen Universität Granada entwickelten Index. Er berechnet das allergische Potenzial von Bäumen und Sträuchern anhand bestimmter Merkmale aus der Fachliteratur. Zu diesen Merkmalen gehören zum Beispiel das Allergie-Potential der jeweiligen Pollen und die Dauer des Pollenflugs.

Die KU-Wissenschaftlerinnen ergänzten den spanischen Index mit tatsächlichen Gegebenheiten in Eichstätt: Im rund zwei Hektar großen Areal des Hofgartens Eichstätt erfassten sie die Maße der über 230 Bäume und Sträucher. Außerdem berücksichtigten sie, welche männlichen Pflanzen bereits geschlechtsreif sind und schon Pollen produzieren können. Weibliche Pflanzen können keine Pollen verbreiten.

Was kam bei der Berechnung raus?

Die Wissenschaftlerinnen bescheinigen dem Hofgarten Eichstätt einen mittleren (moderaten) Beitrag zur Verbreitung von allergenen Pollen: Neun Prozent der Bäume und Sträucher gelten als Hauptquelle für allergische Reaktionen in unseren Breiten – etwa Hängebirken und Haselsträucher.

Doch genügt bereits ein geringer Anteil sehr allergener Pflanzen für ein hohes Allergie-Potential. Daher empfiehlt Jochner-Oette bei der Planung entsprechende Pflanzen generell zu vermeiden oder zumindest Sorten zu wählen, die nur über einen kurzen Zeitraum Pollen verbreiten. Auch die Nutzung von weiblichen Exemplaren könne stärker in Erwägung gezogen werden.

Wem nutzt der Index?

Rund 15 Prozent der deutschen Bevölkerung leidet an Heuschnupfen. Bei der Planung von Grünanlagen sollten daher nicht wie bisher nur ästhetische Aspekte eine Rolle spielen, sondern auch die Wirkung der Pflanzen auf Allergiker.

Originalstudie

Jochner-Oette et al. The Influence of Individual-Specific Plant Parameters and Species Composition on the Allergenic Potential of Urban Green Spaces. Forests 2018;9(6),284