23. Oktober 2019
Mehr schwere allergische Reaktionen

Die Klinikaufenthalte wegen schwerer allergischer Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock sind vor allem bei Kindern gestiegen – um das Siebenfache in den letzten zehn Jahren. Darauf wiesen Experten jetzt auf dem deutschen Allergiekongress in Hannover hin. ECARF berichtet dazu vom Kongress.

Bei Kindern stehen Erdnüsse, Haselnüsse und Milcheiweiß als Auslöser anaphylaktischer Reaktionen ganz vorne. Aber auch bei Erwachsenen steigt die Zahl der schweren Reaktionen. Bei ihnen sind Wespen- und Bienengift, Hülsenfrüchte, tierisches Eiweiß und Schmerzmittel die häufigsten Auslöser.

„Die Anaphylaxie wird deutlich unterschätzt – einer von hundert Menschen erleidet mindestens einmal in seinem Leben einen anaphylaktischen Schock“, so Christian Vogelberg, Vorsitzender der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA).

Genaue Zahlen gibt es nicht, denn anaphylaktische Reaktionen sind bisher in Deutschland nicht meldepflichtig. Ein amtliches Melderegister könnte dies ändern.

 

 

Streit um Adrenalin-Auto-Injektoren

 

Die AllergieexpertInnen haben auf dem Kongress außerdem einen Rahmenvertrag kritisiert, den der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen mit dem Deutschen Apothekerverband geschlossen hat: Er verpflichtet ApothekerInnen seit dem 1. Juli 2019 einen der vier preiswertesten Adrenalin-Auto-Injektoren (AAI) an gefährdete Personen als Notfallmedikament abzugeben.

Das Problem: Der in der Apotheke erhaltene AAI kann sich vom verordneten AAI unterscheiden, was bedeutet, dass PatientInnen nicht für dieses Spritzenmodell geschult sind und es im Notfall eventuell nicht richtig handhaben. Der Austausch des verschriebenen Modells durch einen anderen AAI könne Menschenleben gefährden, kritisiert der Allergologe und Kongresspräsident Thomas Werfel von der Medizinischen Hochschule Hannover. Außerdem befürchten die ExpertInnen juristische Probleme: Spritzt im Notfall eine fremde Person die Injektion, haftet sie normalerweise nicht. Allerdings gilt dieser sogenannte Haftungsausschluss nur für den im Notfallpass oder einer Haftungsausschlusserklärung eingetragenen Injektor. Werfel und seine KollegInnen fordern eine Korrektur des Rahmenvertrags.

 

Quellen

 

Pressemitteilung „Kinder zunehmend von schweren allergischen Reaktionen betroffen“. Deutscher Allergie Kongress, 25.09.2019, Autorin: Kerstin Striewe. Abgerufen am 26.09.2019

Text: kf/ktg