In den Frühjahrsmonaten bestimmen die Pollen von Hasel, Erle und Birke die Entstehung von Heuschnupfen und Pollenasthma sowie die Stärke der allergischen Symptome. Seit 2018 treten Haselnusspollen in zunehmend größeren Mengen in ganz Deutschland auf – so auch im Jahr 2022. Erlenpollen waren 2022 in geringerer Zahl in der Luft, nachdem sie 2021 und 2019 in bisher nie gekannten Mengen in Deutschland flogen.
Birkenpollen sind neben den Gräserpollen die wichtigsten Pollenarten, die zu Heuschnupfen, Asthma und der Unverträglichkeit von Kern- und Steinobst (Orales Allergiesyndrom) führen. Im vergangenen Jahr 2022 war eine Steigerung der Birkenpollenzahl gegenüber den Vorjahren zu erkennen. Insgesamt war damit das Jahr 2022 ein starkes „Baumpollenjahr“. Auch Buche, Eiche, Kiefer und Fichte schickten im Vergleich zu anderen Jahren sehr viele Pollen auf die Reise; dabei führen Pollen von Kiefern und Fichten nicht zu Allergien.
Die Gräserpollenkonzentrationen steigen seit 2019 kontinuierlich an und erreichten 2022 einen neuen Höhepunkt. Diese Pollen führen nachweislich zu Entzündungen der Schleimhäute in den Atemwegen. Pollen lösen die Bildung von IgE-Antikörpern bei Betroffenen aus, die dann als „sensibilisiert“ gelten und somit die Grundlage zur Entwicklung von Heuschnupfen und Pollenasthma haben. Interessanterweise sensibilisieren sich Menschen in Großstädten häufiger gegen Baum- und Gräserpollen als in Kleinstädten oder Dörfern.
In einer neuen Studie konnte nun gezeigt werden [1], dass Luftschadstoffe – und hier insbesondere Feinstaub und Stickoxide – die Allergene in den Birkenpollen chemisch verändern, sodass die Allergene eine höhere Allergenität erreichen. Die höhere Rate an Sensibilisierungen gegen Pollen in luftverschmutzter Umgebung kann damit sowohl als Folge der Wirkung von Luftschadstoffen auf die Pflanzen und ihrer Pollen, aber auch auf eine gesteigerte Überempfindlichkeit der menschlichen Schleimhäute in Städten angesehen werden.
Neben einer verstärkten Allergenität der Pollen verändern sich auch Entzündungen der Schleimhäute durch Luftschadstoffe, wodurch die Betroffenen verstärkt die typischen Symptome von Juckreiz an Nase und Auge, Augenrötung und Naselaufen, Fließnase und Asthmabeschwerden haben.
[1] Stawoska I., Myszkowska D., Oliwa J., Skoczowski A., Wesełucha-Birczyńska A., Saja-Garbarz D., Ziemianin M. Air pollution in the places of Betula pendula growth and development changes the physicochemical properties and the main allergen content of its pollen. PLoS One. 2023 Jan 25;18(1):e0279826