4. Oktober 2016
ECARF regt Studie zur Verbreitung von Allergien in Deutschland an

Nach dem Fall der Mauer 1989 lag die Häufigkeit von Allergien in den westlichen Bundesländern deutlich höher als in den östlichen.(1) Eine 20 Jahre danach entstandene Studie belegt, dass sich die Unterschiede seit der Wiedervereinigung bis auf wenige Prozentpunkte angenähert haben.(2)

Die Angleichung der Verbreitung von Allergien in den neuen Bundesländern wird von zahlreichen Forschern als Bestätigung für die Richtigkeit der sogenannten Hygiene-Hypothese angesehen. Sie geht davon aus, dass der westliche Lebensstil mit seinen Werten von größtmöglicher Sauberkeit und Keimfreiheit die Entstehung von Allergien in der Kindheit begünstigt. (3)

Umfassende Erklärung für den Anstieg von Allergien fehlt
Allerdings wird die Hygiene-Hypothese als alleinige Erklärung für die Verbreitung von Allergien in den modernen Industrieländern in der Forschung als nicht ausreichend betrachtet. Als weitere Gründe werden genetische Veranlagung, Umweltbelastungen, der Klimawandel und die damit verbundene Veränderung der Pflanzen sowie die Globalisierung des Lebensmittelmarkts angeführt. Eine grundlegende Klärung der Ursachen für die Zunahme von Allergien fehlt bis heute.

ECARF setzt sich für Grundlagenstudie zu Allergien in Deutschland ein
Die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) plädiert an die Politik, zusätzliche Forschungsgelder für die Ursachenforschung zur Verfügung zu stellen. Nur durch genaue Kenntnis der verstärkenden Faktoren kann die Verbreitung von Allergien für zukünftige Generationen aufgehalten werden. Eine entsprechende Langzeitstudie kann dazu beitragen, die medizinische Behandlung von Menschen mit Allergien und damit die Lebensqualität der Betroffenen dauerhaft zu verbessern.

  1. Hermann-Kunz E (1999) Häufigkeit allergischer Krankheiten in Ost- und Westdeutschland. Gesundheitswesen 61 (Sonderheft 2):S100-S105
  2. Langen U, Schmitz R, Steppuhn H (2013) Häufigkeit allergischer Erkrankungen in Deutschland. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsbl – Gesundheitsforsch – Gesundheitsschutz 56(5/6):698-706
  3. Schmitz R, Atzpodien K, Schlaud M (2012) Prevalence and risk factors of atopic diseases in German children and adolescents. Pediatr Allergy Immunol 23(8):716-723