28. Januar 2019
Wem nutzt Immuntherapie bei Heuschnupfen? Neuer Test gibt Hinweise

Wem hilft die spezifische Immuntherapie? Ein neues Verfahren könnte bereits nach der ersten Behandlungsphase anzeigen, wem die dreijährige Behandlung nutzt.

Der Labortest „Breg/Th17-Ratio“ misst das Verhältnis bestimmter Immunzellen. Er könnte vorhersagen, bei wem die Behandlung gegen Heuschnupfen anschlägt. In der klinischen Routine ist der Test allerdings noch nicht.

Bisher war unklar, was genau bei einer spezifischen Immuntherapie (früher Hyposensibilisierung genannt) gegen Heuschnupfen im Körper geschieht. Ein Forschungsteam der Technischen Universität (TUM) und des Helmholtz Zentrums in München haben das komplexe Wechselspiel verschiedener Immun-Zellen genauer unter die Lupe genommen. Bei der Allergieentstehung sind so genannte T-Helferzellen und B-Zellen des Immunsystems beteiligt. Vereinfacht gesagt, heizen bestimmte T-Helferzellen allergische Reaktionen an, B-Zellen dagegen bilden Antikörper und schützen so den Körper vor einer Allergie.
„Unsere Daten zeigen, dass die Vorgänge bei einer Immuntherapie komplexer sind als bislang angenommen“, sagt Adam Chaker, Leiter der Allergieambulanz an der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des TUM-Universitätsklinikums rechts der Isar. „Es sind Zelltypen beteiligt, die bislang in diesem Zusammenhang kaum beachtet wurden. Wir sind insbesondere überzeugt, dass regulatorische B-Zellen eine deutlich wichtigere Rolle spielen als bisher gedacht.

Das Münchner Forschungsteam hat 32 Menschen mit Heuschnupfen mit einer spezifischen Immuntherapie behandelt und während der dreijährigen Behandlungszeit deren Immunsystems beobachtet. Menschen, die nach dem ersten Behandlungsabschnitt besonders viele regulatorische B-Zellen und nur wenige T-Helferzellen hatten, zeigten nach der dreijährigen Behandlungsphase deutlich weniger Allergiesymptome.

„Wir haben diesen Test patentieren lassen“, sagt Chaker. „Wenn er Serienreife erreicht, könnten wir Patientinnen und Patienten eine aufwendige Behandlung mit geringen Erfolgsaussichten ersparen. Bei einem positiven Ergebnis liefert so ein Test dagegen gute Argumente, eine dreijährige Therapie durchzuziehen. Bislang brechen viele Menschen früher ab.“

Quellen

Pressemitteilung: Test zeigt Erfolgsaussichten von Heuschnupfen-Therapien. Technische Universität München, 18.10.2018

Zissler UM et al. Early IL-10 producing B-cells and coinciding Th/Tr17 shifts during three year grass-pollen AIT. EBioMedicine. 2018;36:475-88.

Text: ch/ktg