28. Februar 2017
Wir testen Allergie-Apps: Die Pollen-App

Für Sie testen wir Allergie-Apps auf Smartphones und Tablets. Die Pollen-App ist die erste Applikation, die wir unter die Lupe nehmen.

Die Pollen-App bietet weit mehr als Pollenvorhersagen. Sie hilft bei der Dokumentation von Beschwerden. Diagnose und Therapie sollen durch die App erleichtert werden.  

Die App im Überblick

Beim Öffnen der App wird in einem Kreisdiagramm die aktuelle Tagesbelastung mit Pollen auf einer Skala von null bis hundert angezeigt. Sie errechnet sich aus den individuellen Daten aller Benutzer, die ihre persönliche Belastung in der App erfassen.

Über das integrierte Menü lassen sich alle weiteren Funktionen aufrufen: So die detaillierte Anzeige der Belastung für heute, morgen und übermorgen. Die acht wichtigsten Pollentypen mit Allergiepotenzial sind in der Übersicht dabei. Den Standort für die Vorhersage wählt der Nutzer dabei vorher aus.

Woher stammen die App-Prognosen zum Pollenflug in Deutschland? Die gemeinnützige Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (www.pollenstiftung.de) betreibt das größte Netz an Messstationen in Deutschland. Die Stiftung gibt die Daten an den Deutschen Wetterdienst (DWD) weiter, der die Vorhersagen erstellt.

Im Menüpunkt Beschwerden ist das Pollentagebuch hinterlegt. Das Tagebuch ist ausführlich und hilfreich bei einer professionellen Diagnose und Therapie. Allerdings ist hierfür eine Anmeldung mit einem eigenen Benutzerkonto notwendig. Beim Anlegen des Profils auf pollendiary.com werden auch einige wichtige Fragen zum Stand von Diagnose und Therapie gestellt. Dann geht es los: Die tägliche Pollenbelastung wird mit der allgemeinen Befindlichkeit und Beschwerden von Augen, Nase und Lunge abgeglichen. Das ermöglicht individualisierte Vorhersagen in der App. Einige wichtige Funktionen des Tagebuchs sind jedoch nur über pollendiary.com nutzbar.

Prognosekarten
zeigt der gleichnamige Menüpunkt in der App. Die Kartenfunktion ist neu und erst seit dem Update auf Version 4.1 verfügbar. So sind Übersichtskarten für ganz Europa abrufbar (SILAM-Datenbank). Ebenso detaillierte Übersichtsdiagramme zur Pollenbelastung, die standortbezogen sind, aber derzeit fast nur Orte in Österreich anzeigen können. Damit ist diese Funktion für die meisten User in Deutschland momentan nicht von Interesse.

Im Menüpunkt Info ist das ausführliche Pollen-Lexikon versteckt, das verständliche Informationen zu Pflanzen mit Allergiepotenzial bereithält. Zusätzlich gibt es ein Tutorial, das die Funktionen der App kurz und knapp in Textform erklärt.

In den Einstellungen lassen sich unter anderem praktische Benachrichtungen hinterlegen. Auch wenn die App nicht aktiv genutzt wird, kann sich der Nutzer so über Push-Mitteilungen auf dem Handy informieren lassen. Dazu gehören akute Belastungswarnungen, Eilmeldungen und Erinnerungen an Arztbesuche. Auch kann ein kurzer Allergiefragebogen ausgefüllt werden.

Voller Funktionsumfang nur nach Anmeldung

Das Herzstück der Pollen-App ist das bereits kurz beschriebene Pollentagebuch. Pollenflugvorhersagen lassen sich auch im Smartphone-Browser schnell und ohne App anzeigen. Individualisierte Vorhersagen aber ermöglicht erst das Pollentagebuch.

Die Tagebuchfunktion gleicht die persönlichen Beschwerden, die vom Nutzer eingetragen werden, mit der Pollenbelastung ab. Der Benutzer erfasst täglich die persönliche Belastung und die jeweiligen Symptome. Außerdem kann er angeben, ob Medikamente eingenommen wurden. Die Erfassung dauert täglich ein bis zwei Minuten. Die Daten werden automatisch in Diagrammen zusammengefasst. Sie zeigen, ob man beim Flug bestimmter Pollen allergische Reaktionen zeigt.

So kann der Nutzer Zusammenhänge zwischen seinen Beschwerden und möglichen Allergenen herstellen. Damit kann die App die professionelle Allergie-Diagnose unterstützen. Und wenn Auslöser bereits bekannt sind, hilft die App ebenfalls. Das individuelle Belastungspotenzial wird automatisch erkannt und in der Vorhersage berücksichtigt. Wichtig hierbei: Einen Arztbesuch und eine professionelle Therapie kann die App nicht ersetzen.

Die erfassten Tagebuchdaten werden laut Aussage der Anbieter nicht an Dritte weitergegeben. Die Informationen helfen Forschern dabei, europaweit Erkenntnisse zu Symptomen im Zusammenhang mit dem regionalen Pollenflug zu sammeln.

Das Tagebuch speichert Email-Adresse, Land und die verwendete Systemsprache. Wird das Tagebuch auch über den Browser genutzt, kann man zusätzlich die Altersgruppe, das Geschlecht und den Geburtsmonat angeben. Um die Anonymität der Daten zu wahren, empfehlen wir die Verwendung einer Email-Adresse, aus der Ihre Identität nicht hervorgeht.

Anbieter

Die App ist werbefrei und kostenlos. Die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst, eine Forschungsgruppe der Medizinischen Universität Wien und der Österreichische Pollenwarndienst haben sie entwickelt. Finanziell unterstützt wurden sie dabei durch das Pharma-Unternehmen ALK-Abelló. Die screencode GmbH hat die App technisch umgesetzt.

Pro & Contra

Positiv:

  • Das integrierte Pollentagebuch ist sehr gut aufgebaut, es kann eine professionelle Diagnose und Therapie sinnvoll begleiten. Daten lassen sich auswerten und exportieren. Wer regelmäßig seine Belastungsdaten in die App eingibt, erhält individualisierte Pollenvorhersagen.
  • Die Prognosedaten für den Pollenflug sind seriös und sind nicht von kommerziellen Interessen bestimmt.
  • Die Vorhersagen sind detailliert und standortbezogen.
  • Die grafische Umsetzung ist angenehm und intuitiv. Das Design ist unaufgeregt und nutzerorientiert.

Entwicklungspotenzial:

  • Das Pollentagebuch ist nicht mit allen Funktionen über die App nutzbar. Einige User werden das hilfreiche Modul deshalb eventuell nicht verwenden. Auch weil sie die Mühen einer Anmeldung scheuen oder die Daten nicht preisgeben möchten. In der Webversion des Tagebuchs (pollendiary.com) kann man die Daten einzelner Tage anschauen, was in der App leider nicht möglich ist. Eine brauchbare Auswertung eigener Tagebucheinträge ist nur auf der Website möglich.
  • Die angezeigte Tagesbelastung ist eine schöne Begrüßung beim Start der App. Aber es ist fraglich, ob die Informationen für die Nutzer überhaupt brauchbar sind: Immerhin werden die Daten aller Allergene zu einer Tagesbelastung zusammengefasst. Wer also auf bestimmte Pollen nicht oder besonders stark reagiert, wird hierbei in die Irre geleitet.
  • Die Funktion Prognosekarten ist neu und leider noch nicht ganz ausgereift.
  • Die Menüführung ist übersichtlich, allerdings sind einige wichtige Menüpunkte etwas versteckt, wie das informative Pollen-Lexikon oder der Allergiefragebogen.
  • Auf Apple iPhones und iPads vergisst die App von Zeit zu Zeit die hinterlegten Benutzerdaten, die Daten des Pollentagebuchs gehen dabei jedoch nicht verloren.

Fazit

Die App bietet weit mehr als seriöse Pollenflugvorhersagen: Sie ist für alle da, die besser verstehen wollen, ob und auf welche Pollen sie reagieren. Sie hilft dabei, Symptome zu erfassen und damit Diagnose und Therapie zu unterstützen. Durch das gut aufgebaute Pollen-Lexikon lässt sich außerdem viel über allergene Pflanzen und den Pollenflug lernen.

Gesamtbewertung: 

Hard Facts

Klassifiziert als Medizinprodukt: nein
Betriebssystem: ab Apple iOS 6.0 und Android 4.0.3
Preis: kostenlos
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Schwedisch

Tags: App