3. Juni 2019
Allergieforschung – es geht ums Ganze

Nur einen einzigen Allergieauslöser zu untersuchen ist zu wenig – zu diesem Schluss kommt ein internationales Forschungsteam. Allergieforschung soll Alles einbeziehen, was auf Menschen wirkt: von Außenfaktoren bis hin zum Erbgut.

Warum ist die diese Studie interessant?

Die Veröffentlichung rüttelt an den Grundfesten der Allergieforschung.
Bisher befassten sich viele Studien nur mit einem Allergieauslöser, dessen Auswirkungen und Behandlung. Dem Forschungsteam geht es hingegen ums große Ganze: Alle Einflüsse auf einem Menschen – Umgebung, Verhalten, körperliche Voraussetzungen und Veränderungen sollen betrachtet werden.

Die Wissenschaftler nennen die vielen Einflüsse auf einem Menschen „Exposom“.

Ziel der Forschung ist es für jeden Menschen mit einer Allergie ein individuelles Risikoprofil zu erstellen.

Was bedeutet die Studie für Menschen?

Schnelle Veränderungen für die Behandlung von Menschen mit Allergie verspricht sie zunächst nicht.

Die ForscherInnen setzen allerdings einen neuen Rahmen für die Allergie-Forschung. Ihr Ansatz könnte die Behandlung von Allergie-PatientInnen in den kommenden Jahren stark beeinflussen.

Ein Beispiel: Statt einer einheitlichen Behandlung bei Birkenpollen-Allergie könnte in Zukunft je nach Risikoprofil unterschiedlich therapiert werden.

Wichtig ist auch die Gruppe, die hinter der Veröffentlichung steckt. Sie heißt PRACTALL. In ihr haben sich führende WissenschaftlerInnen aus Europa und den USA zusammengetan, um Wissen auszutauschen und die Behandlung von Allergien in diesen Regionen zu vereinheitlichen.

Wie sind die Forschenden vorgegangen?

Die WissenschaftlerInnen haben ein sogenanntes Konsensus-Verfahren benutzt. Das ist eine Art wissenschaftlicher Gruppenprozess: Die ExpertInnen tauschen zunächst ihre unterschiedlichen Meinungen aus – am Ende einigen sie sich auf ein Ergebnis.

Was kam bei der Studie genau heraus?

Die ForscherInnen nennen viele Beispiele, die für ihren Ansatz sprechen, unter anderem:

  • Luftverschmutzung beeinflusst das Erbgut: das verändert biologische Abläufe, die zu Asthma führen.
  • Feinstaubbelastung über sieben Tage zusammen mit bestimmten Erbgutveränderungen führt bei Kindern zu einer Entzündungsreaktion der Luftwege.
  • Der Einfluss der Ernährung auf Allergien und Asthma wird zunehmend erkannt.
  • Die Gartenplanung in Städten hat vorwiegend auf „männliche“ Büsche und Bäume gesetzt. Der Grund: Man wollte den „Müll“ weiblicher Pflanzen, also Samen und Früchte, vermeiden. Allerdings bilden männliche Pflanzen Pollen, wodurch die Pollenbelastung in den Stadtgebieten gestiegen ist.

 

Die ForscherInnen wollen außerdem neue IT-Strukturen entwickeln, um die Riesenmenge an Daten sinnvoll auszuwerten.

Originalstudie

Agache I et al. Emerging concepts and challenges in implementing the exposome paradigm in allergic diseases and asthma: a Practall document. Allergy. 2019 Mar;74(3):449-63.