18. Dezember 2018
Allergien unterm Weihnachtsbaum

Mit der Weihnachtszeit kommt für manche Menschen mit Allergie statt Winterluft und Tannenduft zunehmende Atemnot, Niesen und Schnupfen. Dass es sich hier um ein Weihnachtsbaum-Syndrom handeln kann, wissen die Wenigsten.

Für Viele gehört der Lichterglanz am schön geschmückten Tannenbaum zum Weihnachtsfest, dazu der Duft nach Plätzchen und ein gemütlicher Tee… An einen Asthmaanfall, Hautausschläge und Heuschnupfensymptome denkt dabei freiwillig niemand. Doch genau diese Gefahren lauern für Menschen mit Allergie unterm Weihnachtsbaum.

Schimmelpilze und Co.

In Deutschland brummt das Geschäft mit der grünen Pracht. Jedes Jahr werden fast 30 Millionen Nadelbäume verkauft. Die meisten davon kommen aus Großbetrieben, so genannten Plantagen. Dort reiht sich Tanne an Tanne. „In Weihnachtsbaumplantagen werden jede Menge Herbizide, Insektizide und Fungizide eingesetzt – viele Weihnachtsbäume sind einem regelrechten Pestizidcocktail ausgesetzt“, sagt Corinna Hölzel vom Umweltverband BUND. Der BUND fand 2017 bei gut 75 Prozent der überprüften Weihnachtsbäume Rückstände von Pflanzenschutzmittel.

Der chemischen Keule zum Trotz: Steht der Baum erst einmal im warmen Zimmer, sprießen die Schimmelpilze. In nur zwei Wochen steigt die Konzentration an Schimmelpilzsporen dramatisch an, von 800 Pilzsporen pro Kubikmeter Raumluft auf 5.000/m³ (Kurlandsky et al. 2017).

Das Einatmen dieser Sporen kann eine allergische Reaktion hervorrufen. Fünf von 100 Personen reagieren laut Robert Koch Institut allergisch auf Schimmelpilze, bei AsthmatikerInnen sogar zehn von 100.
Und bei jedem dritten Menschen mit einer Überempfindlichkeit (Atopie) reicht bereits das Einatmen geringer Mengen, um eine allergische Reaktion hervorzurufen.

Kinder sind besonders gefährdet: Fast jedes zehnte Kind reagiert sensibel auf Schimmelpilze. Bei erneutem Kontakt mit Schimmel kann das zur Allergie führen.

Ist Bio oder Plastik eine Alternative?

Wer sich keine Pestizide ins Haus holen will, für den hat Rudolf Fenner vom Waldreferat der Umweltorganisation Robin Wood eine andere Empfehlung: „Wenn schon Weihnachtsbäume, dann am besten aus Forstbetrieben oder Weihnachtsbaumkulturen, die nach klaren, ökologisch ausgerichteten Regeln bewirtschaftet werden und bei denen dies auch von unabhängiger Seite kontrolliert wird.“

Zwar kaufen solche Bäume bisher nicht einmal ein Prozent der Weihnachtsbaum-Kundschaft. Rudolf Fenner ist aber optimistisch: Die Nachfrage steige. Gab es vor zehn Jahren deutschlandweit lediglich 50 Verkaufsstellen, sind es heute bereits 350.

Ein Baum aus Plastik ist meist keine Alternative. Viele Plastiktannen riechen häufig schon nach Chemie. Die Inhaltsstoffe sind kaum nachvollziehbar. So können diverse Kunststoffe (z.B. PVC, Polyethylen, Polypropylen) und  Metalle wie Eisen, Blei oder Barium enthalten sein. Gefahr droht nicht nur bei Berührung, die gefährlichen Gifte verteilen sich auch in der Raumluft. Zudem werden die Kunstbäume meist aus Fernost importiert und haben daher eine schlechte Ökobilanz. Um den CO2-trächtigen Transport auszugleichen, müsste der Baum mindestens zehn Weihnachten hervorgeholt werden.

So machen Sie Ihren Weihnachtsbaum allergiearm

  • Entfernen Sie Dreck und tote Äste.
  • Duschen Sie den Baum vor dem Hereinholen ab und lassen ihn ein paar Tage austrocken, beispielsweise in der Garage oder im Keller.
  • Ziehen Sie sich langärmelige Oberteile und Hosen an, wenn sie den Baum transportieren oder schmücken, damit ihre Haut nicht mit den Nadeln in Berührung kommt.
  • Entfernen Sie den Baum bald nach den Festtagen wieder. Je länger er im warmen Zimmer steht, umso mehr Schimmelpilzsporen können darauf wachsen.
  • Auch künstliche Bäume sollten gründlich gereinigt werden. Entfernen Sie Staub von den Ästen, den Dekorationen und dem Ständer.
  • Künstliche Bäume nach dem Gebrauch gut verpacken und staubfrei lagern.

Und zum Schluss der Schmuck…

Bereits 2015 wies der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) auf die Gefahren von Weihnachtsschmuck hin: Kerzen aus Paraffin verdampfen Ruß und Lösungsmittel in die Luft, so Silvia Pleschka, Chemikerin beim DAAB. Das Gemisch könne bei empfindlichen Menschen zu Kopfschmerzen und allergischen Hautausschlägen führen oder Asthmaanfälle auslösen.

„Auch das bekannte Stanniol-Lametta hängt nur deshalb so gut, weil es Blei und damit ein gesundheitsschädliches Schwermetall enthält“, so Pleschka weiter. Vor allem Kinder unter drei Jahren reagierten auf Blei empfindlich mit Husten, Hautauschläge und Kopfschmerzen.

Allergiearme Alternativen für den Weihnachtsbaum sind Sterne oder Kugeln aus Papier, Stroh Holz und Glas sowie Salzgebäck.

Weitere Informationen

Bio-Weihnachtsbäume: Wo gibt es in Deutschland Weihnachtsbäume aus ökologischer Waldwirtschaft und aus anerkannt ökologischen Weihnachtsbaumkulturen? Robin Wood, Dez 2017 

Weihnachtsgeschenke: Schmuck sollte nickelfrei sein. ECARF, Nov. 2017

Allergien im Advent. ECARF, Dez. 2017

Quellen

BUND testet Weihnachtsbäume: 76 Prozent mit Pestiziden belastet – auch illegales Pestizid gefunden. Umweltverband BUND, Pressemitteilung Dez. 2017 

Öko-Weihnachtsbäume: Wie erkennen? – Wo kaufen? Robin Wood, Pressemitteilung Nov. 2017

Kurlandsky L et al. Identification of mold on seasonal indoor coniferous trees. Ann Allergy Asthma Immunol. 2011;106(6):543-4.

Empfehlungen des Robert Koch-Institutes: Schimmelpilzbelastung in Innenräumen – Befunderhebung, gesundheitliche Bewertung und Maßnahmen. Bundesgesundheitsbl – Gesundheitsforsch – Gesundheitsschutz 2007;50:1308-23.