4. November 2020
Das hat die Latexallergie mit Esskastanien zu tun

Allergien auf Esskastanien sind selten. Aber: Es gibt Kreuzreaktionen, unter anderem mit Latex.

Bei Kastanien und Naturlatex kann es zu Kreuzreaktionen kommen – sie sind allerdings selten.

Sie sind ein Zeichen dafür, dass der Winter langsam kommt: Esskastanien, auch Maronen oder Maroni genannt. Im Herbst findet man sie im Supermarkt im Obstregal, im Reformhaus in Form von Kastanienmehl sogar das ganze Jahr über. Eigentlich sind Esskastanien Nüsse. Sie gehören zu den Buchengewächsen (Fagaceae), stammen ursprünglich aus Asien, werden aber schon seit Jahrhunderten in Europa angebaut. Im Feuerofen geröstet, duften sie nach einer Mischung aus Kartoffel und Nuss.

 

Allergien können die kleinen Leckerbissen trotzdem verursachen, wenn auch selten. Am häufigsten kommt das sogenannte orale Allergiesyndrom (auch Kontakturtikaria der Mundschleimhaut) vor. Zeichen dafür sind Juckreiz an Lippen, Zunge, Gaumen, Ohren und Rachen. Manchmal schwillt auch die Schleimhaut an oder es zeigen sich Rötungen und kleine Bläschen. Normalerweise hören die Symptome schnell wieder auf.

 

Was steckt dahinter?


Grundsätzlich gibt es zwei Wege, durch die eine Kastanienallergie entstehen kann:

 

 

  • Die Allergie ist auf einen bestimmten Inhaltsstoff der Esskastanie zurückzuführen.
    Vor allem verantwortlich dafür ist ein bestimmtes Lipidtransferprotein (LTP) namens Cas s 8 (Sanchez-Monge 2006).
    LTP sind sehr stabile und nützliche Eiweißstoffe in Pflanzenzellen: Sie helfen, Fette zwischen den einzelnen Zellen hin- und her zu transportieren, bauen die äußere Wachsschicht auf Blättern auf und schützen die Pflanze vor Bakterien und Pilzen und vor Kälte und Dürre.
    Aber: Sie können eben auch Allergien beim Menschen verursachen.

 

  • Es kommt zur Kreuzallergie zwischen Latex und den Esskastanien. Das heißt, eigentlich ist ein Allergieauslöser in Latex die Ursache. Man ordnet die Allergie dann dem Latex-Frucht-Syndrom zu. Der Übeltäter heißt in dem Fall Hev b 8. Es ist ebenfalls wichtig für die Signalübertragung zwischen Zellen. Vor allem Menschen, die allergisch gegen Hev b 8 sind, entwickeln die Kastanienallergie. Die Allergie entwickelt sich also erst, wenn das Immunsystem bereits für das Latex-Allergen sensibilisiert wurde.

 

Hat der Arzt / die Ärztin festgestellt, dass eine Allergie gegen die Esskastanie vorliegt, sollte man schlicht und einfach keine Maronen mehr essen.
In bestimmten Speisen – zum Beispiel zum Eindicken veganer Gerichte – wird auch Kastanienmehl verwendet. Inhaltsstoffe überprüfen ist dann angesagt. Und im Restaurant: nach den Zutaten fragen.

Quellen

Allergeninformation Cas s 8

 

Information zu Profilinen

 

 

Raulf-Heimsoth M et al. Natural rubber latex and chestnut allergy: cross-reactivity or co-sensitization? Allergy 2007;62(11):1277-81

 

Sanchez-Monge R et al. Differential allergen sensitization patterns in chestnut allergy with or without associated latex-fruit syndrome J Allergy Clin Immunol 2006;118(3):705-10

 

Schuler S et al. Microarray-based component-resolved diagnosis of latex allergy: isolated IgE-mediated sensitization to latexprofilin Hev b8 may act as confounder. Clin Transl Allergy 2013; 3:11