6. August 2020
Eichenprozessionsspinner: Symptome über den Sommer hinaus

Gebiete mit Rest-Nestern des Eichenprozessionsspinners sollte man bei der Waldwanderung im Sommer meiden. Die Brennhaare seiner Raupen verursachen Jucken, Hautknötchen und sogar Allergien – bis weit in den Herbst hinein.

Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea, EPS) sind seit Jahren auf dem Vormarsch gen Norden. Ein Hauptgrund ist die Abnahme der Spätfröste – der Nachtfalter liebt Wärme. Eichenprozessionsspinner kommen in Deutschland deshalb in den wärmeren Gegenden vor, vor allem in Brandenburg, Berlin, NRW, Baden-Württemberg und Franken.

 

Die Schädlinge fressen die Knospen und Blätter von Eichen. Die Bäume stehen meist an sonnigen Waldrändern, aber auch in Gärten, Freibädern oder auf Sportplätzen.

Gift auf den Brennhaaren

An sich ist der Eichenprozessionsspinner harmlos. Probleme verursachen nur die Brennhaare seiner Raupe: Sie sind mit 0,2 mm Durchmesser sehr fein und tragen Widerhaken. Gesundheitsgefährdend für den Menschen ist aber vor allem das Eiweiß Thaumetopoein, das die Brennhaare auf ihrer Oberfläche tragen. Normalerweise schützt dieses Gift die Raupen gegen Fressfeinde.

 

Die Brennhaare sind sehr brüchig und fallen schon bei leichter Berührung ab. Dann bleiben sie entweder in den Nest-Gespinsten der Eichenprozessionsspinner hängen oder der Wind transportiert sie weiter, auch über weite Strecken.

Risikogebiete meiden

„Es ist ganz wichtig, die Gebiete der Eichenprozessionsspinner auf der Sommerwanderung zu meiden – auch danach, bis in den Herbst hinein“, empfiehlt ECARF-Experte und Vorstand Torsten Zuberbier, Leiter der Allergiefolgenforschung an der Charité, Berlin. Alte Nest-Gespinste lassen die Brennhaare noch Jahre in den Bäumen überstehen – sie führen dann immer noch zu unangenehmen Symptomen. Vorsicht: Auch Haustiere tragen die Brennhaare in die häusliche Umgebung.

 

Hat man Nester im eigenen Garten, sollten Fachleute ran: Bei unsachgemäßer Beseitigung, zum Beispiel Abflammen der Nester, können sich die Brennhaare über mehrere hundert Meter verteilen.

Hautausschlag oder Allergie

Bei Kontakt mit den Brennhaaren kommt es zunächst zu Brennen und starkem Jucken auf der Haut. Dann entstehen kleine rote Knötchen, die mehrere Tage bleiben. „Das sieht aus, als sei man von vielen Insekten gestochen worden“, erklärt Zuberbier.

 

Atmet man die Brennhaare ein, reizen die oberen Atemwege, was bei Vorerkrankungen bis zur Atemnot führen kann. Verschluckt man die Brennhaare,  schwellen die Schleimhäute im Rachen an und entzünden sich.

 

„Es kann aber auch zu schwerwiegenden Allergien an der Haut und den Atemwegen kommen“, warnt Zuberbier. Sogar anaphylaktoide Reaktionen bis zum anaphylaktischem Schock sind beschrieben.

Was tun – direkt nach dem Kontakt?

„Wenn man versehentlich in so ein Gebiet gekommen ist, sollte man danach die Brennhaare so schnell wie möglich loswerden – Duschen, Haare waschen und unbedingt die Kleidung, die man anhatte, gut waschen“, empfiehlt Zuberbier. Tut man dies nicht, verreiben sich die Haare unter der Kleidung und das Jucken geht weiter.

 

Außerdem sollte man alle im Zusammenhang mit dem Brennhaaren benutzten Gegenstände sorgfältig reinigen – auch das Auto, mit dem man in den Wald gefahren ist. Innen und außen.

Was tun – bei den geröteten Hautknötchen?

Hier empfiehlt sich als eine dermatologische Behandlung, meist mit Kortisoncreme. Sie lässt Symptome schnell abklingen. „Die kurzfristige Anwendung der Cremes über einige Tage ist komplett ungefährlich“, so Zuberbier. Nebenwirklungen der Cremes treten erst bei Langzeitbehandlungen auf.

Was tun – bei allergischen Reaktionen?

Bei einer allergischen Reaktion – asthmatischen Beschwerden oder ausgeprägten Hautbeschwerden – sollte man sofort den Arzt / die Ärztin aufsuchen. Behandelt wird dann mit antiallergischen Medikamenten, beispielsweise Asthmasprays, Antihistaminika oder Kortisontabletten.

 

Quellen

Rahlenbeck S und Utikal J. Busse W et al. Raupen mit reizenden Brennhaaren. Dt. Ärzteblatt 2017; 114 (18): 896-8

 

Julius Kühn-Institut, Institut für Pflanzenschutz in Gartenbau und Forst
Faltblatt zum Dichenprozessionspinner, Stand Februar 2019, 3. Auflage
Zuletzt abgerufen am: 28.07.2020

 

Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners – Handreichung für die kommunale Praxis
(April 2014) aktualisiert Juli 2019
Zuletzt abgerufen am: 28.07.2020