Heizungsluft ist eigentlich Gift für Hausstaubmilben. Denn sie sterben, wenn es ihnen zu trocken wird – und Heizungsluft ist trocken. Eigentlich müssten die Symptome von Menschen mit Hausstaubmilbenallergie in der Heizperiode also abnehmen.
Doch das Gegenteil ist der Fall. Die verstopfte Nase, Hustenreiz, die roten Augen und Abgeschlagenheit verschlimmern sich sogar. Vor allem nachts und morgens sind die Symptome stark. Die Reaktion tritt innerhalb weniger Minuten auf; es handelt sich um eine allergische Reaktion vom Soforttyp. Diese Symptome betreffen immerhin die sieben Prozent aller Deutschen, die auf Hausstaubmilben allergisch reagieren.
In der trockenen Heizungswärme sterben tatsächlich viele Milben ab. Gleichzeitig zerfallen in der Trockenheit aber auch ihre Kotbällchen – und die sind das eigentliche Problem. Denn Menschen reagieren nicht auf die Hausstaubmilben allergisch, sondern auf die ihre Ausscheidungen (zum Beispiel die Eiweiße Der p1 und Der p2). Die vermischen sich dann mit dem Hausstaub. Kommt jetzt warme Heizungsluft dazu, wirbelt sich der Staub auf – und damit auch die Allergieauslöser. Dieses Staub-Allergen-Gemisch atmet jede:r in der Wohnung ein. Entkommen kann man dem nie ganz, denn Hausstaubmilben sind in jedem Haushalt, egal, wie gut man sauber macht. Was also tun?
Was tun bei Hausstaubmilben-Allergie?
Rein medizinisch sollte man erst einmal überprüfen, ob überhaupt eine Allergie besteht. Viele Menschen sind zwar gegen die allergieauslösenden Stoffe der Hausstaubmilben sensibilisiert, aber sie reagieren nicht allergisch. Das heißt, sie haben Antikörper gegen die allergieauslösenden Substanzen im Blut. Das führt aber noch nicht zu einer Überreaktion des Immunsystems.
Eine Allergie liegt dann erst vor, wenn Symptome dazukommen: also die verstopfte Nase, der Hustenreiz und die geröteten Schleimhäute. Das passiert erst, wenn das Immunsystem auf die eigentlich harmlosen Stoffe zu stark reagiert.
Was, wenn ich eine Hausstaubmilben-Allergie habe?
Eine Hausstaubmilben-Allergie sollte man unbedingt behandeln, denn die Wahrscheinlichkeit, dass aus der Allergie Asthma wird, ist hoch. Bei jeder zweiten Person mit Milbenallergie, die ohne Behandlung bleibt, entwickelt sich Asthma.
An erster Stelle der Behandlung steht die Hypersensibilisierung: im Abstand von einigen Wochen werden kleinste Mengen des Allergieauslösers gegeben. So lernt das Immunsystem, den Eiweißstoff zu dulden. Die Allergieauslöser werden entweder unter die Haut gespritzt (subkutane Immuntherapie), oder sie lassen sich als Tablette oder Tropfen selbst einnehmen (sublinguale Immuntherapie).
Weitere Informationen zur Behandlung finden haben wir für Sie auf dieser Seite zusammengestellt.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist eine staub- und milbenarme Umgebung. Das heißt zum Beispiel:
- Räume gut lüften und trocken halten.
- Staubfänger (zum Beispiel offene Bücherregale, Lampenschirme, herumstehende Gegenstände) sollten raus aus der Wohnung.
- Regelmäßiges (mehrmals wöchentliches) Saugen der Teppiche ist sinnvoll, ebenso nebelfeuchtes Wischen der Oberflächen.
- Man sollte Staubsauger verwenden, die im alltäglichen Betrieb die Allergenbelastung im Innenraum messbar verringern und die eingesaugten Allergene sicher einschließen.
Aus Möbeln bekommt man Milben mit dem Staubsauger nicht völlig entfernt. Die Saugkraft der Geräte reicht nicht aus, um die Milben aus allen Schichten zu entfernen.
- Ein Schwebstoff-Filter im Staubsauger ist empfehlenswert, sonst können während des Saugens Allergene zurück in den Raum gelangen: Hier hilft ein Hepa (High Efficiency Particulate Air)-Filter. Diese Filter fassen Partikel ab einer Größe von 0,1 Mikrometern (0,0001 Millimeter) – also auch Haustaubmilben und Milbenallergene. Waschen sollte man die Filter allerdings nicht, denn dann verlieren sie ihre Funktion.
- Für Betten gibt es milbendichte Spezialbezüge (Encasings). Sie sollten gleichzeitig eine gute Luft- und Wasserdampfdurchlässigkeit aufweisen.
- Die Bettwäsche sollte man außerdem regelmäßig lüften und bei mehr als 55 Grad waschen, denn das überstehen die Milben nicht.
Quellen
Deutsches Ärzteblatt. Hausstaubmilbenallergie: Erste SLIT-Tablette. Dtsch Arztebl 2016; 113(24):[34]
Fernandez-Caldas E et al. Mites and allergy. Chem Immunol Allergy 2014;100:234-42.
Miller JD. The Role of Dust Mites in Allergy. Clin Rev Allergy Immunol 2019 Dec;57(3):312-329.