3. Dezember 2021
Klimawandel macht vor allem die Lunge krank

Der Klimawandel und die damit verbundenen Temperaturveränderungen belasten die Gesundheit – Menschen mit Lungenerkrankungen sind besonders gefährdet.

„Der Klimawandel macht krank – von Kopf bis Fuß – aber die Hitzewellen wirken sich vermehrt auf Menschen mit Lungenerkrankungen aus“, sagte Univ.-Prof. Dr. med. Claudia Traidl-Hoffmann auf der Dialogkonferenz der Helmholtz Klima Initiative am 17. November 2021 in Berlin. Die Umweltmedizinerin diskutierte dort mit anderen Expert:innen Szenarien des Klimawandels.

 

Die Daten der letzten Jahre zeigen: Unter den Toten der letzten Hitzewellen sind überproportional oft Menschen mit Lungenerkrankungen. Dafür gibt es mehrere Gründe.

 

Mehr und aggressiverer Pollen

Modelle, die das Klima voraussagen, zeigen bereits für die nächsten Jahre eine deutlich verlängerte Pollensaison. Gleichzeitig bekommt der Pollen mehr CO2 aus der Luft, was ihn zu einem aggressiveren Allergieauslöser macht. Auch im besten Fall – bei geringem Temperaturanstieg – muss man mit einem massiven Anstieg von Pollen rechnen, so Univ.-Prof. Dr. med Traidl-Hoffmann: „Im schlechtesten Szenario sinkt die Pollenzahl wieder – denn dann sind die Birken tot.“

 

Gewitterasthma nimmt zu

Mit den Hitzewellen werden auch Gewitter zunehmen. Man weiß, dass die Häufigkeit von Asthmaanfällen steigt, wenn es mehr Pollen und mehr Blitze gibt. Die Forschung vermutet folgenden Grund: Durch Gewitter platzt der Pollen und die kleinen Teile gelangen bis in tiefe Lungenabschnitte. Dort lösen sie Asthma aus. Menschen mit Asthma müssen frühzeitig über diese Gewitter informiert werden. Gesundheits-Apps zur Früherkennung könnten hier in Zukunft helfen.

 

Städte anders planen

Auch die Städteplanung ist gefragt. Die Bäume am Potsdamer Platz in Berlin nannte Univ.-Prof. Dr. med Traidl-Hoffmann als Beispiel: Dort stehe eine Birke neben der anderen, und damit in der Pollensaison eine Reihe Allergieauslöser. Hier sind andere Ideen gefragt – Städteplanung muss den Klimawandel in Zukunft stärker einbeziehen, forderte Traidl-Hoffmann.

 

Politik muss handeln

„Wir müssen besonders in Städten damit rechnen, dass die Gesundheitsprobleme durch Allergien weiter zunehmen“, sagt Professor Dr. Torsten Zuberbier, ECARF-Vorstandsvorsitzender und Leiter Allergiefolgenforschung an der Charité in Berlin. „Ein Hauptgrund dafür ist die ungesunde Mischung aus viel Feinstaub und Pollen in der Stadtluft.“

 

Quellen

Traidl-Hoffmann C. Anpassung an Klimaextreme in Gesundheit und urbanen Räumen. Vortrag bei der Dialogkonferenz der Helmholtz Klima Initiative am. 17.11.2021 in Berlin

 

Gilles-Stein S und Traidl-Hoffmann C. Führt der Klimawandel zu einer Zunahme von Pollenallergien in Deutschland? Paed Allergol 2017, 1: 6-10