Zuviel Silvester-Sekt macht Neujahr-Kopfweh, das weiß jede:r. Eine Aspirin® – weg ist der Schmerz. Allerdings kommt kein Medikament ohne Nebenwirkungen, nicht einmal das Quasi-Hausmittel Aspirin®.
Hinter der Unverträglichkeit steckt der Aspirin®-Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS).
Ältere Studien gehen davon aus, dass immerhin 0,3 Prozent, also drei von 1000 Erwachsenen mit dieser Unverträglichkeit leben (Settipane 1980).
Es könnten noch mehr betroffen sein: Ein Forschungsteam hat ASS und andere Medikamente dieser Gruppe (nicht-steroidale Antiphlogistika) betrachtet. Das Ergebnis: Bei 1,9 Prozent – also sogar 19 von 1000 Erwachsenen – kommt es durch diese Medikamente zu Luftnot (Gomes 2004, Kowalski 2011).
„Es ist die häufigste sogenannte pseudoallergische Reaktion auf Medikamente, die wir kennen“, sagt ECARF-Experte Torsten Zuberbier, Professor für Allergologie an der Charité Berlin und Leiter der Stiftung ECARF. Die Unverträglichkeit kommt außerdem oft zusammen vor mit einer Unverträglichkeit gegenüber anderen Schmerzmitteln wie Ibuprofen und Diclofenac.
Warum ist das keine Allergie?
Zwar sehen die Symptome ähnlich aus wie bei einer Allergie, aber die Immunzellen machen etwas Anderes: Im Gegensatz zur Allergie bilden sich bei der Unverträglichkeit keine Gedächtniszellen. „Die Aspirin-Unverträglichkeit ist zum Glück keine lebenslange Erkrankung“, sagt Torsten Zuberbier.
Wie sehen die Symptome aus?
An die Unverträglichkeit sollte man denken, wenn nach dem Einnehmen von Aspirin® Quaddeln am ganzen Körper auftreten – sie sehen ungefähr so aus wie die Haut, nachdem sie mit Brennnesseln in Kontakt gekommen ist. Es kann aber auch zu Schwellungen kommen. Wieder andere Patienten reagieren mit Asthmaanfällen.
Aufpassen sollten vor allem diejenigen, die schon in der Vergangenheit einmal auf Schmerzmittel mit ähnlichen Symptomen reagiert haben.
Und: Den Wirkstoff ASS sollte man zunächst ebenso wie Diclofenac und Ibuprofen meiden.
Wie erkennt man die Unverträglichkeit?
Die Diagnose ist nicht einfach: Es gibt keinen einfachen Blut- oder Hauttest. Man kommt meistens durch die Krankengeschichte auf die Diagnose. Im Zweifelsfall ist ein Provokationstest im Krankenhaus möglich. Das Wichtigste also: Daran denken, dass hinter Quaddeln, Schwellungen oder Luftnot eine Aspirin®-Unverträglichkeit stecken könnte und dem Arzt oder der Ärztin sagen, dass man auch Aspirin® beziehungsweise ein anderes ASS-Präparat eingenommen hat.
Was sollte man noch über die Unverträglichkeit wissen?
ASS kommt bei uns vor allem als Medikament vor. Das ist nicht überall so. Bei Auslandsreisen kann man auch unvermutet durch Nahrungsmittel mit ASS in Kontakt geraten. „So wird in einigen südländischen Gebieten beispielsweise Aspirin als sehr preiswertes Konservierungsmittel eingesetzt und Salat mit einer Aspirin-Wasser-Lösung besprüht, damit er nicht so schnell bräunlich wird – in Deutschland ist das aber verboten“, so Torsten Zuberbier.
Quellen
Gomes E et al. Self-reported drug allergy in a general adult Portuguese population. Clin Exp Allergy 2004;34:1597–1601.
Kowalski ML et al. Hypersensitivity to nonsteroidal anti-inflammatory drugs (NSAIDs) – classification, diagnosis and management: review of the EAACI/ENDA# and GA2LEN/HANNA. Allergy 2011;66:818–29.
Settipane RA, Constantine HP, Settipane GA. Aspirin intolerance and recurrent urticaria in normal adults and children. Epidemiology and review. Allergy 1980;35:149–54.