20. März 2019
Schönheitsprodukte mit Allergie-Potenzial

Jeder verwendet im Alltag Kosmetikprodukte, sei es Zahnpasta, Shampoo oder Parfum. Die Produkte enthalten Duft- und Konservierungsstoffe. Nicht immer sind die Inhaltsstoffe harmlos.

Fast sieben Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Kontaktallergie. Die Zahl stammt vom Robert-Koch-Institut, veröffentlicht wurde sie 2013. Sechs Jahre später dürfte die Situation nicht besser sein. Der Grund: Kosmetische Produkte müssen nicht erst in Studien ihren Nutzen und gesundheitliche Sicherheit nachweisen, um auf den Markt zu kommen. Das müssen nur Arzneimittel.

Harmlos sind kosmetische Produkte deshalb noch lange nicht. Gefahren lauern in Konservierungs- und Zusatzstoffen wie Parabenen, Formaldehydharz, das häufig in Nagellack zu finden ist, oder Tensiden und Emulgatoren. Sogar der Wohlgeruch hat seine Tücken.

Duftstoffe erregen nicht nur die Sinne

Duftstoffe sind in fast allen Körperpflegeprodukten enthalten. Kein Wunder –sprechen sie doch die Sinne an, duften nach Wellness, riechen sauber oder wecken schöne Erinnerungen. Gleichzeitig sind Duftstoffe nach Nickel aber auch die häufigste Ursache für eine Kontaktallergie.

Wer seinem Produkt einen Duftstoff beimengt, muss ihn laut EU-Kosmetikverordnung 1223/2009 nur nennen, wenn er zu den 26 Substanzen gehört, die die Verordnung als potentiell Allergie-auslösend auflistet. Und das auch nur, wenn die zugesetzte Menge eine bestimmte Konzentration überschreitet. Auf der Liste stehen beispielsweise Baum- und Eichenmoosextrakte sowie Citral, Eugenol, Geraniol, und Farnesol.

Bleiben die HerstellerInnen unter der zu deklarierenden Konzentration, können sie die Substanz wie alle anderen Duftstoffe auch unter dem Sammelbegriff „Parfüm“, „Fragrance“ oder „Aroma“ einfach verschwinden lassen. Für Menschen mit Duftstoff-Allergie ist das eine riskante Black-Box, denn bereits geringe Konzentrationen können eine allergische Reaktion auslösen.

Das wissenschaftliche Komitee für Verbrauchersicherheit der Europäischen Union (Scientific Committee on Consumer Safety, SCCS) empfahl daher bereits 2012 weitere 101 Duftstoffe auf Produkten namentlich zu nennen. In der EU-Verordnung ist diese Empfehlung bis jetzt nicht angekommen.

Verkaufsschlager „sensitiv“ und „natürlich“

Das aktuelle Öko-Test Magazin (März 2019) widmet sich schwerpunktmäßig dem Thema Allergie. Berichtet wird von einem Test mit 24 Duschgels und Lotionen, die mit dem Zusatz „sensitiv“ vermarktet werden. Vier der getesteten Produkte enthielten allergieauslösende Duftstoffe oder Mineralöl.

Svenja Market und Kai Thomas von Öko-Test schreiben Ende Februar, dass hinter dem beruhigend klingenden Wörtchen „sensitiv“ kein klar definierter Standard steckt. Auch wenn die HerstellerInnen meist auf besondere Hautverträglichkeit hinweisen – stimmen muss das nicht immer.

Gleiche Vorsicht ist bei so genannter „Naturkosmetik“ oder der Vermarktung mit „natürlichen Inhaltsstoffen“ geboten. Auch natürliche Rohstoffe, wie Teebaumöl oder Ringelblume und Kamille, haben Allergie-Potential.

Dem Täter auf die Spur kommen

Die Haut juckt und ist gerötet. Vielleicht läuft die Nase, Reizhusten kommt dazu und das Atmen fällt schwer. Das kann eine Allergie sein. Die Suche nach dem Auslöser ist aber meist nicht leicht. Warum? Weil Beschwerden nicht immer unmittelbar nach dem Kontakt mit der Substanz auftreten, sondern auch schon mal Stunden und sogar Tage später. Natürlich zählen neu verwendete Kosmetika oder Waschsubstanzen zu den ersten Verdächtigen. Aber auch Produkte, die man über Jahre gut vertragen hat, können allergische Reaktionen auslösen, beispielsweise wenn die Rezeptur verändert wurde.

Die Haut hilft glücklicherweise mit, den Auslöser zu finden: Die Hautveränderungen beginnen meist an der Stelle, an der das Produkt verwendet wurde.

Haben sie einen Verdacht, tragen sie das Produkt an einer kleinen Hautstelle auf und beobachten diese für zwei Tage. Weitere Sicherheit bringt ein Hauttest bei der/m HautärztIn.

Digitale Tätersuche

Wer bestimmte Inhaltstoffe meiden will, sei es wegen einer Allergie oder weil sie umweltschädlich sind, kann den Produktcode recht komfortabel mit einer App scannen. Im Google Play Store wurden bisher CodeCheck (Codecheck AG) und ToxFox (BUND –Produktcheck) besonders häufig heruntergeladen und meist gut bewertet. Dagegen kommt die 2016 vom Deutschen Allergie- und Asthmabund in Kooperation mit dem Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel veröffentlichte App Cosmile nicht so gut weg, Hauptkritikpunkte: technisch nicht ausgereift und zu wenige Produkte in der Datenbank, so dass zu vielen Substanzen keine Informationen abrufbar sind.

Quellen

Amtsblatt der Europäischen Union: Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 des  Europäischen Parlaments und des Rates. L342/59, 30.11.2009.

Scientific Committee on Consumer Safety (SCCS): Opinion on Fragrance allergens in cosmetic products. Juni 2012.

Langen U, Schmitz R, Steppuhn H. Häufigkeit allergischer Erkrankungen in Deutschland. Bundesgesundheitsbl 2013;56:698–706.

Market S, Thomas K: Test Kosmetik für empfindliche Haut: Wie gesund sind Sensitiv-Produkte? Öko-Test, 28.2.2019.