Die gute Nachricht: Sonnenschutzmittel sind kleine Schutzschilder für die Haut. Egal, ob Creme, Lotion oder Gel – sie halten die schädliche ultraviolette (UV)-Strahlung von der Haut fern. Von diesen Schutzschildern gibt es im Prinzip zwei Arten:
- Organisch-chemische Schutzstoffe, deren Moleküle die UV-Strahlen der Sonne neutralisieren. Dazu gehört zum Beispiel Octinoxat.
- Mineralische Filter, die das Sonnenlicht reflektieren – wie eine Reihe winziger Spiegel. Titandioxid ist dafür ein Beispiel.
Oft sind in den Sonnenschutzmitteln beide Varianten zu finden, chemische und mineralische UV-Filter. Die schlechte Nachricht: Allergien auslösen können grundsätzlich beide. Die häufigeren Auslöser für Allergien sind allerdings Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe in den Cremes. In der Bevölkerung sind gerade die Duftstoffallergien sehr häufig: Schätzungen gehen von 1-2 % aus, die gegen Duftstoffe sensibilisiert sind.
Was ist drin im Sonnenschutzmittel?
Regel Nummer 1 lautet deshalb: Vor dem Kauf die Inhaltsstoffe durchlesen – wer schon weiß, auf welchen Allergieauslöser die Haut reagiert, sollte diesen Sonnenschutz nicht kaufen.
Wer noch nicht weiß, welcher Sonnenschutz geeignet ist, kann zum Beispiel auf die ECARF-Produktdatenbank zurückgreifen: Für Menschen mit Allergien hat ECARF auch Sonnenschutzmittel getestet und zertifiziert. Sonnenschutzmittel mit dem ECARF-Siegel dürfen grundsätzlich nur Inhaltsstoffe enthalten, die in den verwendeten Konzentrationen kein allergisches Potenzial besitzen. Um das herauszufinden, haben sich mindestens 20 Patient:innen mit sensibler Haut bei medizinisch diagnostizierter atopischer Dermatitis (Neurodermitis) bereit erklärt, den Sonnenschutz im einer betreuten Anwendungsstudie zu testen. Wenn nach sieben Tagen Anwendung bei keinem eine Hautverschlechterung auftritt, gilt der Sonnenschutz als gut hautverträglich. Darüber hinaus hat ECARF noch weitere Standards festgelegt, die einzuhalten sind und nachgelesen werden können.
Weniger Fett als im Winter
Aus Angst vor allergischen Reaktionen auf Sonnenschutz zu verzichten, ist keine gute Idee. „Eine Tagespflege mit Lichtschutz ist wichtig zur Vermeidung von Hautkrebs – ganz unabhängig von Allergien“, so ECARF-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. med. h. c. Torsten Zuberbier.
Allerdings: Die Haut braucht im Sommer eine weniger fettende Hautpflege als in der trockenen Winterluft. Auch bei Menschen mit Neurodermitis ist die Haut im Sommer meist weniger trocken. Wer im Sommer also mit zu viel Fett cremt, kann seiner Haut sogar schaden. „Sehr fette Produkte wie Fettsalben oder gar Vaseline führen zu einem Hitzestau auf der Haut und können im Sommer zu Juckreiz und Verschlechterung des Hautbildes führen“, warnt Zuberbier.
Im Winter ist das anders: Dann sind Fettsalben auch auf einer Haut, die zu Ekzemen neigt, gut verträglich.
Was tut der Gesetzgeber?
Kosmetika, also auch Sonnencremes, müssen in der EU nicht extra genehmigt werden. Aber: Jeder Inhaltsstoff und jedes Produkt durchläuft eine Sicherheitsbewertung. Farb- und Konservierungsmittel, aber auch UV-Filter müssen durch einen Sondertest beim wissenschaftlichen Ausschuss „Verbrauchersicherheit“ (SCCS) der EU. Er überprüft die Substanzen auf mögliche gesundheitliche Gefahren. Erst wenn er sagt „kein Risiko“, darf das Produkt in der EU auf den Markt.
Quellen
Zuberbier Torsten. ECARF-Expertengespräch im Juli 2021.
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Sonnencreme und Co. – gibt es gesundheitliche Risiken? Fragen und Antworten des Bundesinstituts für Risikobewertung zu Sonnenschutzmitteln vom 19. Dezember 2019. Letzter Download am 16. Juli 2021.
ECARF-Siegel Kriterien für Kosmetika. Letzter Download am 16. Juli 2021.
Mammta MK et al. Effect of Sunscreen Application Under Maximal Use Conditions on Plasma Concentration of Sunscreen Active Ingredients. A Randomized Clinical Trial. JAMA. 2019;321(21):2082-91