„Schimmelpilze im häuslichen Umfeld sind wirklich relevant – sie sind schätzungsweise für 16 Prozent aller Kosten verantwortlich, die bei Asthma, akuter Bronchitis oder Heuschnupfen entstehen“, sagt die auf Umwelteinflüsse spezialisierte Chemikerin und Biochemikerin Karen Dannemiller. Der Fußboden ist ein wichtiges Sammelbecken für Hausstaub und die darin enthaltenen Mikroorganismen. Wahre Staubfänger sind Teppiche. Wie gut Pilzsporen darin wachsen, untersuchte jetzt ein Team an der Ohio State Universität (Nastasi 2020). Werden Pilzsporen eingeatmet, kann dies eine Schimmelpilzallergie auslösen.
Die Studienergebnisse stellte Karen Dannemiller von der Ohio State Universität beim Kongress der Amerikanischen Akademie für Allergisches Asthma und Immunologie (AAAI) 2020 vor.
So sind die WissenschaftlerInnen vorgegangen
Nicholas Nastasi und sein Team untersuchten, welche Faktoren dazu beitragen, dass sich Pilzsporen auf Teppichen vermehren. Dafür beobachteten sie das Wachstum der Pilze unter verschiedenen Bedingungen. Sie variierten die Staubkonzentration und die Luftfeuchtigkeit. Zudem testeten sie die Auswirkungen an unterschiedlichen Teppich-Materialien:
- Olifen (Polypropylen),
- Nylon (Polyamid) und
- Wolle (Naturfaser).
Das kam heraus
„Feuchtigkeit ist der wichtigste Trigger für das Pilzwachstum“, fasste Dannemiller die Ergebnisse zusammen. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 85% oder höher wuchsen die Pilzsporen besonders gut. Bei Werten unter 50% vermehrten sie sich dagegen kaum. So lag das Pilzwachstum bei 100% Luftfeuchtigkeit 1.000-mal höher als bei 50% Feuchtigkeit.
Hausstaub beeinflusste das Pilzwachstum ebenfalls, aber weniger als Feuchtigkeit – unter dem Mikroskop fand sich auf Objektträgern mit Hausstaub eine 100-mal höhere Pilzkonzentration als in den Proben ohne Hausstaub.
Zudem sei seit langem bekannt, dass die Feuchtigkeit in Teppichen sogar höher sein kann als in der umgebenen Raumluft (Cunningham 1998), ergänzte Dannemiller.
Das Material des Teppichs spielt dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Das Pilzwachstum hängt vor allem von der Staubkonzentration ab: Bei niedriger Konzentration steigt das Pilzwachstum vor allem im Wollteppich. Ist viel Hausstaub vorhanden, vermehren sich die Pilzsporen hauptsächlich auf den Nylon-Fasern.
Was im Alltag hilft
Die relative Luftfeuchtigkeit in geschlossenen Räumen sollte zwischen 30 und 50% liegen, rät Dannemiller. „Das überschreiten Sie aber schon, wenn Sie duschen, kochen oder bei schwülfeuchtem Wetter die Fenster öffnen.“
Ist die Luftfeuchtigkeit draußen geringer als drinnen, vertreibt mehrmals tägliches Stoßlüften die Feuchte aus den Räumen. Ist es dagegen draußen feuchter als drin, sollten die Fenster zu bleiben. In solchen Situationen können Luftentfeuchter helfen. Das Aufstellen einer Schale mit grobkörnigem Speisesalz hilft ebenfalls der Luft Feuchtigkeit zu entziehen.
Ein weiterer Tipp: Frisch gewaschene Wäsche besser im Keller oder draußen trocknen, da sie viel Feuchtigkeit enthält und diese beim Trocknen in die Umgebung abgibt.
Wer eine Allergie hat, sollte vielleicht besser auf Teppiche verzichten, zumindest auf den Läufer im Badezimmer.
Quelle
Nastasi N et al. Morphology and quantification of fungal growth in residential dust and carpets. Building and Environment. 2020;174:106774.
Cunningham MJ. Direct Measurements of Temperature and Humidity in Dust Mite Microhabitats. Clin Exp Allergy. 1998;28(9):1104-12.