29. Juni 2020
Übertriebenes Putzen kann bei Kindern Asthma auslösen

In Putzmitteln enthaltene Chemikalien reizen die Atemwege. Eine aktuelle Studie aus Kanada zeigt, welche Auswirkungen das auf die ganz Kleinen hat.

Was wollten die ForscherInnen wissen?

Bekommen kleine Kinder häufiger Atemwegsprobleme, wenn in ihrem häuslichen Umfeld viele Putzmittel verwendet werden? Das haben Jaclyn Parks von der Simon Fraser Universität im kanadischen Vancouver und ihr Team untersucht.

Wie sind sie vorgegangen?

Das Forschungs-Team erfasste bei insgesamt 2.022 Kleinkindern regelmäßig Daten von der Geburt bis zum dritten Geburtstag. Beispielsweise befragten sie die Eltern welche Putzmittel und wie häufig diese verwendet wurden, was ihre Kinder essen und welchen Umwelteinflüssen sie ausgesetzt waren.

Die Kinder wurden mehrmals körperlich untersucht, zusätzlich wurden Urinproben genommen. Im ersten, zweiten und dritten Lebensjahr fand ein Allergie-Hauttest statt.

 

Mit einem Punktesystem (Frequency of Use Score, FUS) beurteilten die ForscherInnen wie häufig Putzmittel aus 27 unterschiedlichen Bereichen eingesetzt wurden. Der FUS-Score reichten von null Punkten für „nie“ bis vier Punkte für den täglichen Einsatz. Aus der Gesamtpunktzahl für alle Produkte bildeten sie drei Gruppen:

  • Gruppe 1: weniger als 27 Punkte,
  • Gruppe 2: 27-35 Punkte, und
  • Gruppe 3: über 35 Punkte.

Was kam heraus?

Im Alter von drei Jahren hatten fast 14% der Kinder allergische Reaktionen entwickelt. Knapp 9% litten unter wiederkehrenden Atembeschwerden, 6,4% hatten Asthma.

Im Schnitt wurden 31 unterschiedliche Putzmittel verwendet, am häufigsten waren:

 

  • Handgeschirrspül- und Spülmaschinenmittel
  • Allzweckreiniger
  • Parfümierte Waschmittel
  • Toilettenreiniger

 

Je häufiger Kinder Putzmitteln ausgesetzt waren, umso eher entwickelten sie Atemprobleme und Asthma. Das galt insbesondere für Putzmittel, die Duftstoffe enthielten.

Ausgehend vom niedrigsten FUS-Score in Gruppe 1 stieg die Wahrscheinlichkeit wiederkehrende Atembeschwerden zu entwickeln in Gruppe 2 um 49% und die für Asthma um 37%. Ein Anstieg zeigte sich auch zwischen Gruppe 2 und Gruppe 3.

Warum ist die Studie wichtig?

Übermäßige Reinlichkeit kann genau zum gegenteiligen Ergebnis dessen führen, was man eigentlich bezweckt:

  • Erstens töten Putzmittel Keime ab, die das kindliche Immunsystem herausfordern und es im Normalfall stark machen gegen spätere Infekte und Allergien.
  • Zum anderen enthalten die Produkte mehr als 100 unterschiedliche Chemikalien, von denen viele die Atemwege direkt reizen.

Originalstudie

Parks J et al. Association of use of cleaning products with respiratory health in a Canadian birth cohort. CMAJ. 2020;1925(7):E154-E161.