31. Mai 2021
Unbeschwert im Freibad – trotz Neurodermitis

Menschen mit sichtbarer Hauterkrankung können unter Ausgrenzung und Stigmatisierung leiden – insbesondere Kinder und Jugendliche leiden darunter. Moderne Therapien lindern die Symptome und erhöhen die Lebensqualität.

Die Corona-Neuinfektionen sinken und in vielen Regionen machen die Freibäder endlich wieder auf. Für Menschen mit einer sichtbaren Hauterkrankung kann es aber problematisch sein, wenn Badebekleidung oder das Sommer-Outfit die Hautprobleme stärker sichtbar werden lässt.

 

Viele der Betroffenen leiden nicht nur unter den unmittelbaren Symptomen der Erkrankung, sondern zusätzlich unter Diskriminierung und Stigmatisierung. Das zeigen wissenschaftliche Befragungen von Menschen mit Neurodermitis und Schuppenflechte.

 

Je nach Lebensalter stehen dabei unterschiedliche Probleme im Vordergrund: Während hauterkrankte Kleinkinder vor allem durch den Stress ihrer Eltern in Mitleidenschaft gezogen werden, werden Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter häufig von ihren Altersgenossen:innen geärgert oder im Extremfall sogar gemieden. Bei Jugendlichen leidet wegen solcher Erfahrungen dann oft das Selbstbewusstsein. Das zeigt eine Studie von Pavel Chernyshov aus dem Jahr 2016. In der Folge kann das zu sozialer Isolierung, Stimmungsschwankungen und sogar Depressionen führen.

 

Erkenntnisse zur Entstehung dieser Hautkrankheiten haben die Behandlungsmöglichkeiten stark verändert. War früher nur die rein äußerliche Behandlung der Haut möglich, so profitieren inzwischen auch Neurodermitis-Patient:innen von der Therapie mit Biologika. Zur Verfügung stehen Antikörper, die dem Entzündungsprozess entgegenwirken. Es sind Substanzen, „die nicht nur das klinische Bild verbessern und die Symptome lindern, sondern auch die Lebensqualität erhöhen“, betonte Michael Hertl, Professor am Uniklinikum Marburg, kürzlich bei der Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft.

 

Inzwischen gibt es sogar für Kinder ab sechs Jahren mit schwerer Neurodermitis diese Behandlungsmöglichkeit: Die Europäische Kommission hat Ende 2020 Dupilumab als erstes Biologikum für diese Altersstufe zugelassen.

 

Aber „Medikamente allein, so gut sie auch sein mögen, reichen nicht aus, um die Lebensqualität der Erkrankten nachhaltig positiv zu beeinflussen“, unterstrich Peter Elsner, Direktor der Klinik für Hautkrankheiten am Uniklinikum Jena. Er ist bei der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig: „Zusammen mit den Patienteninitiativen müssen wir Konzepte entwickeln, die im Arbeits- und im Freizeitbereich greifen.“

 

Quelle

Pressemeldung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft e.V. anlässlich der 51. DDG-Tagung vom 8. April 2021

 

Pavel V Chernyshov: Stigmatization and self-perception in children with atopic dermatitis. Clin Cosmet Investig Dermatol 2016;21(9):159-66