6. Oktober 2021
Vitamin D schützt Kleinkinder nicht vor Allergien

Um Allergien vorzubeugen, sind bei Kleinkindern Sonnenstrahlen vermutlich wirksamer als zusätzliche Vitamin D-Präparate.

Bekommen Kinder in den ersten drei Lebensmonaten genügend Sonnenlicht, sind bestimmte Allergie-Laborwerte später niedriger als bei Kindern, die wenig Sonne sehen.
Bei genug Sonnenlicht traten auch seltener Ekzeme auf. Keinen Einfluss auf die Ekzembildung hatte dagegen die Gabe von zusätzlichem Vitamin D.
Das zeigt eine Studie der australischen Immunologin Kristina Rueter vom Perth Children’s Hospital. Sie hat die ersten Ergebnisse ihrer Studie beim Kongress der European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI) im Juli 2021 vorgestellt.

Worum ging es in der Studie genau?

Allergische Erkrankungen haben in den letzten Jahrzehnten immer weiter zugenommen. Warum das so ist, hat die Forschung immer noch nicht gut genug verstanden, sagt Rueter.
Vitamin D ist in diesem Zusammenhang immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Studien, denn man vermutet, dass es vor Allergien schützt. Wenn man also zusätzliches Vitamin D gibt, dürfte es nicht zu Vitamin D-Mangel kommen. Dann müssten auch bei Kindern weniger Allergien auftreten. Rueter hat untersucht, ob diese Schlussfolgerung wirklich stimmt.

Wie haben die Forscher:innen ihre Studie durchgeführt?

Die Forscher:innen haben 195 Babys mit hohem Allergierisiko kurz nach der Geburt in zwei Gruppen aufgeteilt:

 

  •  Eine Gruppe bekam 400 I.E. (internationale Einheiten) Vitamin D pro Tag.
  • Die zweite Gruppe bekam ein Placebo.

Weder Ärzt:innen noch Eltern wussten, wer Vitamin D bekam und wer nicht. Die Kinder bekamen diese Behandlung bis zu ihrem sechsten Lebensmonat.
Außerdem bekamen alle Kinder ein Dosimeter, das die direkte UV-Strahlung der Sonne misst. Es wurde auf der Kleidung der Kinder so angebracht, dass es nicht durch die Babydecke bedeckt wurde.
Das Forschungsteam nahm den Kindern dann regelmäßig Blut ab, um Vitamin D und weitere Laborwerte zu bestimmen, die auf Allergien hinweisen. Außerdem überprüften sie regelmäßig, ob bei den Kindern Zeichen für Nahrungsmittelallergien, Ekzeme und keuchende Atmung vorlagen.

Was ist neu?

Zwar waren die Vitamin D-Werte im Blut bei den Kindern höher, die auch Vitamin D bekommen hatten, aber bei Nahrungsmittelallergien, Ekzemen, keuchender Atmung und allergischem Schnupfen gab es keine Unterschiede.
Kinder, die wenig Sonnenlicht ausgesetzt waren, bekamen in den ersten sechs Lebensmonaten häufiger Ekzeme – unabhängig von der Vitamin D-Gabe. Bei ihnen waren auch die Allergie-Laborwerte höher.

Warum ist das wichtig?

Zusätzliches Vitamin D zur Allergieprophylaxe bei Säuglingen und Kleinkindern bringt keinen Nutzen. Sonnenlicht dagegen schon. Allerdings ist die richtige Menge entscheidend, denn zu viel UV-Strahlung schadet wiederum der Haut. „Hier brauchen wir unbedingt mehr Studien, um die richtige Balance zu finden”, sagt Rueter. Sie empfiehlt Eltern, sich für den passenden Sonnenschutz der Kinder an die Empfehlungen der Fachgesellschaften zu halten.

Quelle

Rueter K et al. In “High-Risk” Infants with Sucient Vitamin D Status at Birth, Infant Vitamin D Supplementation Had No Effect on Allergy Outcomes: A Randomized Controlled Trial. Nutrients 2020; 12: 1747

 

Boyles S. EAACI: Infant Exposure to Sunlight May Reduce Allergic Disease Risk. Artikel in der Online Ausgabe von Physicians Weekly vom 15. Juli 2021.

 

Deutsche Krebsgesellschaft. Sonnenschutz – Was hilft wirklich? Letzter Download am 22.09.2021.

 

Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPAU). Sonnenschutz. Letzter Download am 22.09.2021.

 

Jones AP et al. Vitamin D and Allergic Disease: Sunlight at the End of the Tunnel? Nutrients 2012;4:13-28

 

Steinhilber D. Vitamin D – Kritische Betrachtung. Pharmazeutische Zeitung vom 20.04.2020. Letzter Download am 22.09.2021.

Tags: Ekzem, Haut, Kinder