8. September 2021
Waldbrände: Mehr Juckreiz und Neurodermitis  

Der Rauch von Waldbränden schadet nicht nur der Lunge und den Atemwegen, sondern auch der Haut: Neurodermitis und Juckreizstörungen nehmen zu.

 

Im Mittelmeerraum – in Italien, an der östlichen Adriaküste, in Griechenland und der Türkei – lodern derzeit immer noch Waldbrände. Sie gelten in einigen Regionen als die schwersten seit über 10 Jahren. Gleichzeitig werben einige dieser Regionen im Moment mit Schnäppchenpreisen um Tourist:innen.
Wer dorthin reisen will, sollte sich auch über die Luft in den Regionen Gedanken machen.

 

Dass der Rauch aus Bränden zu Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann, ist bekannt. Aber er hinterlässt auch Spuren auf der Haut. Das zeigt eine neue Studie aus Kalifornien: Sie hat während der Riesen-Waldbrände in Kalifornien 2018 Hautärzt:innenbesuche an einer Uniklinik verglichen mit denen der normalen Jahre 2015 und 2016.

 

Bei Waldbränden gegen mehr Menschen zu Hautärzt:innen

Das Ergebnis: Während der Waldbrände gingen deutlich mehr Menschen wegen einer Neurodermitis zu Hautärzt:innen. Fast 50% mehr Kinder stellten sich deswegen in der Klinik vor, und immerhin 15% mehr Erwachsene. Juckreiz führte noch mehr Menschen in die Klinik: 82% mehr Kinder als sonst kamen deswegen zu Hautärzt:innen, und 29% mehr Erwachsene.

„89 Prozent der Patienten, die wegen Juckreiz zu uns gekommen sind, hatten keine Neurodermitis, weswegen wir vermuten, dass die Schadstoffe auch gesunde Haut schädigen – selbst wenn man dem Rauch nur kurz ausgesetzt ist“, so Studienleiterin Maria wie. Sie ist Hautärztin an der Universität von Kalifornien in San Francisco (UCSF).

Außerdem hat der Rauch auch an Orten, die nicht direkt im Waldbrandgebiet liegen, Auswirkungen auf die Haut. Die USCF Hautklinik liegt rund 200 Kilometer von den Brandherden entfernt.

 

Was tun?

Die Hautärzt:innen der UCSF empfehlen bei Waldbränden in der Umgebung Folgendes: Man sollte sich im Haus aufhalten. Wenn man nach draußen gehen muss, sollte man erstens Kleidung wählen, die die Haut weitgehend bedeckt. Zweitens sollte man die Haut mit sogenannten Emollenzien eincremen, weil sie die schützende Hautbarriere stärken können. Emollienzien sind Basiscremes, die keine oder keine pharmakologisch aktiven Wirkstoffe enthalten.

 

Weil es in Zukunft wahrscheinlich mehr Waldbrände geben wird, wird auch die Zahl der dadurch bedingten Hautschäden steigen. Die höhere Lufttemperatur und stärkere UV-Strahlung durch den Klimawandel stressen die Haut zusätzlich. „Neurodermitis und andere Hautkrankheiten werden in den kommenden Jahren deshalb insgesamt stark zunehmen“, so der Gesundheitswissenschaftler Kenneth Kizer in seinem Kommentar zur Studie.

 

Quellen

Fadadu RP. Association of Wildfire Air Pollution and Health Care Use for Atopic Dermatitis and Itch. JAMA Dermatol. 2021;157(6):658-66

 

Fernandez E. First of Its Kind Study Links Wildfire Smoke to Skin Disease. Pressemitteilung der University of San Francisco (UCSF) vom 21.04.2021