Eine allergische Reaktion kann selbst dann entstehen, wenn Betroffene nur den Raum wieder betreten, in dem sie vorher den Pollen eingeatmet hatten – auch wenn dann keine Pollen mehr da sind.
Das steckt dahinter: Im ersten Schritt atmen die Betroffenen in einem bestimmten Raum Pollen ein. Im zweiten Schritt verknüpft ihr Gehirn den Allergieverursacher Pollen und die räumliche Umgebung miteinander. Beim nächsten Betreten des Raums ruft der Körper die gelernte allergische Reaktion ab, selbst wenn die Pollen nicht mehr da sind.
Lernen im Schlaf
Die Verknüpfung entsteht aber nicht immer: Nur wenn Betroffene nach dem Einatmen von Pollen auch schlafen, verknüpft ihr Gehirn dauerhaft Allergen und Raum. Das Forschungsteam vermutet, dass eine bestimmte Hirnregion namens Hippocampus, die schlafabhängig arbeitet, an diesem Lernen beteiligt ist.
Erstaunlich sei, wie schnell der Körper die fehlangepasste Reaktion erlernt, sagt Studienleiterin Luciana Besedovsky von der Universität Tübingen: „Im Experiment genügte eine einzige Allergengabe, um die allergische Reaktion mit der Umgebung zu verknüpfen.“
Die Studie erklärt auch zum Teil, warum allergische Beschwerden oft als eine Art Placebo-Reaktion vorkommen – ohne Vorhandensein des Allergens.
Text: kf/ktg
Quelle
Rijkhoek KG. Schon der falsche Ort kann eine allergische Reaktion auslösen. Pressemitteilung der Eberhardt-Karls-Universität Tübingen vom 05.05.2020.
Originalpublikation
Besedovsky L et al. Human sleep consolidates allergic responses conditioned to the environmental context of an allergen exposure. Proceedings of the National Academy of Sciences, 4. Mai 2020.