31. August 2021
„ErdHase“: Allergiepotenzial von Lebensmittel-Zutaten erkennen

Die Verarbeitung eines Lebensmittels beeinflusst, wie stark seine Zutaten allergisch wirken. Eine verfeinerte Lebensmittelanalyse soll das künftig genauer ermitteln. So könnten Betroffene einschätzen, wie ihre individuelle Reaktion auf ein Lebensmittel ausfallen wird.

Bei Nahrungsmittelallergien gibt es für die Betroffenen derzeit nur eine sichere Methode: Lebensmittel mit der allergieauslösenden Zutat vermeiden. Das lässt aber zwei wichtige Aspekte außer Acht:

 

  1. den individuellen Schwellenwert jedes Menschen, und
  2. die Tatsache, dass Verarbeitungsprozesse die Allergenität der Zutaten verändern.
    Denn: Die Verarbeitung von Erdnüssen und Haselnüssen in der Lebensmittelproduktion kann deren Allergenität je nach Verfahren steigern oder verringern.

 

Zurzeit ziehen gängige Lebensmittelallergen-Analysen diese Umstände aber nicht in Betracht. Besser wäre, das allergene Potenzial bereits im Lebensmittel zu erfassen.
Genau so eine Methode will nun die interdisziplinäre Forschungsgruppe „ErdHase“ entwickeln. Ihr Projektname verweist auf Erdnüsse und Haselnüsse – die häufigsten Auslöser von Nahrungsmittelallergien.

 

„Nach einem Test ein Nahrungsmittel mit Nüssen verzehren – das ist das Ziel unseres Projekts für Menschen, die bisher wegen einer Allergie Nüsse komplett vermeiden müssen“, sagt Klaus Schneider, Leiter des Institute for Biomolecular Research an der Hochschule Fresenius im hessischen Idstein. Als Ergebnis des Forschungsprojekts soll ein Werkzeugkasten für die Lebensmittelanalyse entstehen, der direkt mit der Allergenerkennung bei Patient:innen verknüpft ist.

 

Auch die Charité – Universitätsmedizin Berlin beteiligt sich am Projekt ErdHase mit zwei Kliniken. „Ziel ist eine nachvollziehbare Deklaration auf den entsprechenden Lebensmitteln für unsere Allergikerinnen und Allergiker“, erklärt Kirsten Beyer, Professorin an der Klinik für Pädiatrie.

Die Bedeutung für die betroffenen Menschen unterstreicht auch Sabine Dölle-Bierke, klinische Wissenschaftlerin an der Charité: „Strikte Vermeidung bedeutet auch eine starke Beeinträchtigung der Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten – eine auf die Patientengruppe abgestimmte Lebensmittelanalytik ermöglicht die Produktauswahl und steigert damit auch die Lebensqualität.“

 

Das Projekt ErdHase ist auf drei Jahre angelegt und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund zwei Millionen Euro gefördert. Die Leitung hat das Darmstädter Unternehmen R-Biopharm.

Quellen

 

Pardka A. Nahrungsmittelallergien: Forschungsgruppe will Sicherheit von Patienten weiter erhöhen. Pressemitteilung der Hochschule Fresenius vom 02.06.2021. Letzter Download am 21. Juli 2021.

 

Feiler S. Forschungsgruppe „ErdHase“ geht für sichere Lebensmittel an den Start. Pressemitteilung der R-Biopharm AG vom 02.06.2021. Letzter Download am 21. Juli 2021