9. Dezember 2019
Lokale Betäubung bei Zahnbehandlung von Kindern

Wenn gebohrt werden muss, bekommen Kinder häufig eine örtliche Betäubung. Eine allergische Reaktion auf das Betäubungsmittel tritt nur selten auf.

Muss der/die ZahnärztIn bohren, kann es schmerzhaft werden. Keine gute Voraussetzung für Kinder ihren Mund offen zu halten. Mit örtlicher Betäubung lässt sich der vom Zahnnerv ausgehende Schmerz kappen. Die Kinder verlieren ihre Angst, sind entspannt und der/die ZahnärztIn kann sorgfältig arbeiten.

 

Wie häufig Nebenwirkungen auf örtliche Betäubungsmittel (Lokalanästhetika, LA) auftreten, untersuchte der Kinderspezialist Diego Peroni von der Universitätsklinik im italienischen Pisa mit seinem Team.

 

Was hat das Forschungsteam gemacht?

Das Team analysierte die Daten bisher veröffentlichter Studien. Dabei werteten die ForscherInnen aus, wie häufig Nebenwirkungen auftraten und wie viele dieser Reaktionen allergisch waren. Zusätzlich geben sie Empfehlungen, wie sich herausfinden lässt, ob auch wirklich eine LA-Allergie vorliegt.

 

Nicht jede Überempfindlichkeit ist eine Allergie

Nebenwirkungen auf Lokalanästhetika sind selten. Höchstens bei einer von 100 Kindern, die LA bekommen, muss man damit rechnen. Die Beschwerden reichen von lokaler Rötung und Schwellung über Atembeschwerden, Augen- und Nasenschleimhautentzündung bis hin zu schweren Herz-Kreislaufstörungen (Anaphylaxie).

 

Nur ein Prozent dieser Reaktionen werden durch eine Allergie auf das Lokalanästhetikum verursacht. In allen anderen Fällen handelt es sich um nicht-allergische Überempfindlichkeitsreaktionen auf das Medikament.

 

Der Unterschied: Nur bei der Allergie bildet das Immunsystem Antikörper, um sich gegen den ungewollten Eindringling, das Allergen, zu wehren.

 

Soweit nicht klar ist, wodurch die Nebenwirkungen ausgelöst werden, sollte nur ganz allgemein von einer Überempfindlichkeit ausgegangen.

Andere Ursachen ausschließen

Um herauszufinden, ob die Beschwerden tatsächlich mit dem Lokalanästhetikum zusammen hängen, müssen alle Fakten auf den Tisch, beispielsweise:

  • Sind bereits Allergien bekannt?
  • Werden Medikamente eingenommen?
  • Besteht ein zeitlicher Zusammenhang zwischen LA-Gabe und Symptombeginn?
  • Können andere Materialien wie Latex-Handschuhe und Zahnfüllungen die Verursacher sein?

Den Allergieverdacht bestätigen

Erhärtet sich der Allergie-Verdacht gehört die weitere Abklärung in die Hand eines/einer AllergologIn.

Als erste Untersuchungen sollten Hauttests, Epikutan-, Intrakutan- und/oder Prick-Test, durchgeführt werden. Bringen die kein eindeutiges Ergebnis, können Provokationstests folgen. Bei der Provokation wird das Lokalanästhetikum in aufsteigender Dosierung gegeben. Ein Provokations-Test sollte immer im Krankenhaus erfolgen, um bei schweren Reaktionen rasch reagieren zu können.

 

Peroni et al. empfehlen die Tests innerhalb von 4-6 Wochen nach Abklingen der Beschwerden durchzuführen. „Wenn man 6-12 Monate damit wartet, können manche Test-Resultate bereits wieder negativ sein.“

 

Originalstudie

Peroni D et al. Allergic manifestations to local anaesthetic agents for dental anaesthesia in children: a review and proposal of a new algorithm.

 

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Autorin: ch/ktg