Parabene als Konservierungsstoffe in Kosmetika sind schon seit einigen Jahren umstritten. Dafür gibt es mehrere Gründe. Ein Hauptproblem ist, dass sie in höheren Konzentrationen ähnlich wirken wie das weibliche Sexualhormon Östrogen. Dass sich Parabene auch auf die Kinder auswirken, wenn ihre Mütter die parabenhaltigen Cremes in der Schwangerschaft nutzen, war ebenfalls bekannt: Erst 2020 haben Leipziger Forscher herausgefunden, dass es zu Übergewicht bei Kindern führen kann, wenn ihre Mütter in der Schwangerschaft Parabene über die Haut aufnehmen.
Neu ist jetzt, dass Parabene bei Kindern auch zu Neurodermitis führen können, wenn ihre Mütter in der Schwangerschaft parabenhaltige Cremes benutzen.
Worum ging es in der Studie genau?
Das Team um Loreen Thümann und Irina Lehmann von der Charité in Berlin wollte wissen, ob mehr Kinder Neurodermitis bekommen, wenn ihre Mütter in der Schwangerschaft Cremes mit Parabenen benutzen.
Parabene schützen die Cremes oder Lotions vor Keimen und sorgen so dafür, dass die Cremes möglichst lange halten. Zu diesen Konservierungsmitteln gehören Methyl-, Ethyl-, Propyl-, Isopropyl-, Butyl-, Isobutyl-, Pentyl- und Phenylparaben. Wenn eine Creme einen dieser Stoffe enthält, muss dies auf der Verpackung sichtbar sein.
Wie haben die Forscher:innen ihre Studie durchgeführt?
Das Team hat Daten der Langzeitstudie LINA benutzt. Für LINA wurden 629 Mütter und ihre neugeborenen Kinder im Raum Leipzig zwischen 2006 und 2008 ausgewählt; die Mütter unterzogen sich bestimmten Untersuchungen und wurden standardisiert befragt. In diesen Fragebögen gaben die Teilnehmerinnen unter anderem Auskunft darüber, welche Kosmetikprodukte sie während der Schwangerschaft benutzt hatten. Außerdem wurde bei den Frauen in der 34. Schwangerschaftswoche der Urin auf verschiedene Parabene getestet.
Die Kinder wurden dann bis zu ihrem achten Lebensjahr medizinisch nachbeobachtet. Für 261 lagen genaue Daten dazu vor, ob, und wenn ja, wie stark sie an Neurodermitis litten.
Welche Ergebnisse sind neu?
Fast 17 Prozent der Kinder entwickelten schon während der ersten zwei Lebensjahre eine Neurodermitis: bei fünf Prozent verschwand sie von selbst, aber bei 12 Prozent blieb die Neurodermitis bestehen.
Bei weiteren 12 Prozent kam es nach dem zweiten Lebensjahr zu einer Neurodermitis, und bei knapp über drei Prozent nach dem sechsten Lebensjahr.
Das Wichtige: Hatten die Mütter während der Schwangerschaft erhöhte Werte für Ethylparaben oder n-Butylparaben, war das Risiko der Kinder für eine Neurodermitis vor dem zweiten Lebensjahr erhöht. Und zwar vor allem für die bleibende Form der Neurodermitis. Das galt vor allem für Kinder, deren Mütter keine Neurodermitis hatten. Das Risiko war unabhängig vom Geschlecht des Kindes.
Warum ist das wichtig?
Parabene in der Schwangerschaft sind ein Risikofaktor für die Entstehung von Neurodermitis beim Kind. Unter anderem deshalb sollte man parabenhaltige Kosmetika in der Schwangerschaft vermeiden.
Quelle
Thürmann L et al. Prenatal paraben exposure and atopic dermatitis-related outcomes among children.
Allergy. 2021;76:3122–32
Weitere Quellen
Halla N et al. Cosmetics preservation: a review on present strategies.
Molecules. 2018;23(7):1571
Leppert B. Maternal paraben exposure triggers childhood overweight development.
Nature Communications 2020;11:561