4. Mai 2021
Star Wars – Allergy Edition

Han Solo mit Hautrötungen und Juckreiz zuhause im corellianischen Sektor? Wegen einer Allergie gegen Jogan-Beeren? Wäre er real, müsste er sich damit beschäftigen. Denn nach längerer Zeit im All können tatsächlich Allergien entstehen.

Han Solo ist zwar Star Wars Held, aber auch Corellianer – und die sind auch nur Menschen. Und wenn sich Menschen über längere Zeit fern der Schwerkraft im All aufhalten, gerät ihr Immunsystem durcheinander. Das kann nach der Landung zuhause unter anderem zu Kontakt- oder Nahrungsmittelallergien führen – also zu einer Überreaktion des Immunsystems. Zum Teil ist die Haut dann noch monatelang gerötet und juckt.

 

Realen Astronaut:innen geht es jedenfalls so. Das weiß man aus Studien mit Rückkehrer:innen von der Internationalen Raumstation ISS. Wenn nach der Landung der Stress nachlässt und dann noch irgendein harmloser Auslöser dazukommt, ist die Allergie da. Neben dieser Überreaktion auf harmlose Stoffe kann es sogar zum Angriff auf eigene Zellen kommen (Autoimmunität).

 

Gürtelrose nach der Landung zuhause

Es gibt aber auch den ganz anderen Fall, und das Immunsystem kommt geschwächt zurück – dann wird der Körper anfälliger gegen Infektionskrankheiten und Viren wie Herpes (Rooney 2019).
Herpesviren sind bei vielen Menschen ohnehin im Körper, aber in einer Art Schlafzustand. Ein geschwächtes Immunsystem kann diese Viren aber nicht mehr in Schach halten. Diesen Effekt kennen Astronaut:innen, auch wenn sie nur kurz im All waren – ein bis zwei Wochen. Dann kann es zu Erkrankungen kommen wie:

 

  • Pfeiffersches Drüsenfieber – durch das Humane Herpesvirus 4, auch Epstein-Barr-Virus genannt.
  • Gürtelrose – ausgelöst durch das Humane Alpha-Herpesvirus 3, auch Varizella-Zoster-Virus genannt. Es ist dasselbe Virus, dass Windpocken verursacht.
  • Zytomegalie – durch das Humane Beta-Herpesvirus 5. Symptome sind dann ähnlich wie bei einer Grippe.

Mission Mars

Interessant sind die medizinischen Erkenntnisse vor allem für die Raumfahrt zum Mars. Im günstigsten Fall – wenn sich Erde und Mars am nächsten kommen – ist der Weg dorthin 55 Millionen Kilometer weit. Das bedeutet mindestens sechs Monate Flugzeit, einfacher Weg. Ob und wie Menschen diese Reise überstehen, weiß keiner. Aber durch Laborwerte von Astronaut:innen, die mehr als 300 Tage auf der der ISS verbracht haben, lassen sich Prognosen für Marsmissionen treffen (Garrett-Bakelman 2019).
Daten zeigen unter anderem, dass sich die Balance der Zellen des Immunsystems während der Monate im All verschiebt. Zum Beispiel funktioniert die Erstabwehr des Immunsystems (T-Helferzellen) schon während der Reise im All schlechter als auf der Erde (Crucian 2015).

 

Crewmitglieder einer Marsmission müssten also vermutlich verschiedenste Gesundheitsrisiken überstehen: Allergien, Autoimmunkrankheiten, Infektionen (Herpesviren inklusive) und langsame Wundheilung. Dazu kommen mögliche Strahlenschäden, wenn die Raumfahrer:innen den Van-Allen-Strahlungsgürtel verlassen – er ist das Schutzschild der Erde gegen kosmische Strahlung.
Studien versuchen zurzeit herauszufinden, wie Astronaut:innen einer Marsmission ihr Immunsystem am besten schützen (Makedonas 2019). Daran sind auch Forschende aus Deutschland beteiligt: Alexander Chouker, Leiter des Forschungslabors „Stress und Immunsystem“ an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und Martina Heer, Ernährungswissenschaftlerin an der Internationalen Hochschule Bad Honnef. Sie schlagen zum Beispiel Impfungen vor der Mission vor. Für den Flug empfehlen sie unter anderem mit Omega-3-Säuren und Antioxidantien angereichertes Essen, Sport, Atemübungen und individuell angepasste Medikamente.

 

Zu Hyperraumrouten und Hyperraumsprüngen sagt die momentane Forschung allerdings nichts. Bezahlbares Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit ist auch nicht in Sicht. Bei Gesundheitsproblemen während der Marsmission müsste man für den Weg ins nächste Krankenhaus also mit der Regelreisedauer für Millionen Kilometer rechnen.
Wenn dann allergische Reaktionen auftreten, hätte vermutlich sogar Han Solo gern Antihistaminika – zusätzlich zur „Force“, sicherheitshalber.

 

Quellen

Chouker A. Stress Challenges and immunity in Space. Springer International Publishing. 2020, 2. Auflage

 

Crucian B et al. Alterations in adaptive immunity persist during long-duration spaceflight. NPJ Microgravity. 2015;1:15013

 

Garrett-Bakelman FE et al. The NASA twins study: a multidimensional analysis of a year-long human spaceflight. Science. 2019; 364:eaau8650

 

Makedonas G et al. Mechanistic clues to overcome spaceflight-induced immune dysregulation. Curr Pathobiol Rep. 2018; 6:185

 

Makedonas G et al. Specific Immunologic Countermeasure Protocol for Deep-Space Exploration Missions. Front Immunol. 2019; 10: 2407

 

Rooney BV et al. Herpes virus reactivation in astronauts during spaceflight and its application on earth. Front Microbiol. 2019;10:16

 

Inafarawygalaxy.com. Letzter Aufruf am 01. Mai 2021.

Tags: Allergie