2. März 2020
Vitamin D in der Schwangerschaft ohne Einfluss auf Asthma-Risiko beim Kind

Eine amerikanische Studie hatte 2016 Hoffnung geweckt, dass Kinder vor Asthma geschützt seien, wenn ihre Mütter in der Schwangerschaft Vitamin D einnehmen. Jetzt veröffentlichte Langzeitergebnisse stützen diese Vermutung nicht.

Was wollten die ForscherInnen wissen?

Das Team um Augosto Litonjua, der als Lungenfacharzt am Golisano Kinderkrankenhaus der Universität Rochester/MN, USA, arbeitet, wollte seine eigenen Daten zur Asthmahäufigkeit bei Kindern überprüfen.

 

2016 fand das Team heraus, dass Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft Vitamin D eingenommen hatten, im ersten Lebensjahr seltener Asthma hatten als Kinder von Müttern, die lediglich ein Scheinmedikament (Plazebo) bekommen hatten. Der Effekt war nach drei Jahren jedoch kaum noch vorhanden (Litonjua, 2016).

 

Grund genug, die Kinder weiter zu beobachten, um den tatsächlichen Effekt einer Vitamin D Gabe in der Schwangerschaft auf das Asthmarisiko der Kinder abzuschätzen (Litonjua, 2020).

 

Wie sind sie vorgegangen?

Das Forschungs-Team überprüfte im 6. Lebensjahr der Kinder erneut,

  • ob sie Atembeschwerden hatten, die auf eine Asthma-Erkrankung hinweisen oder
  • ob bei ihnen bereits Asthma diagnostiziert wurde.

 

An der Studie nahmen 405 Kinder teil, deren Mütter in der Schwangerschaft täglich eine Tablette mit 4.000 IE Vitamin D eingenommen hatten. Das Ergebnis wurde mit den Befunden von 401 Kindern verglichen, deren Mütter während der Schwangerschaft Plazebo erhalten hatten.

Alle Schwangeren nahmen außerdem ein Multivitaminpräparat ein, welches eine geringe Menge (400IE) Vitamin D enthielt.

 

Litonjua et al. überprüften auch, wie häufig entzündliche Hauterkrankungen (Ekzeme), Heuschnupfen (allergische Rhinitis) und Atemwegsinfekte auftraten.

 

Was kam heraus?

Im Alter von sechs Jahren hatten 360 Kinder Asthma entwickelt oder wiederholt Atembeschwerden. Dabei machte es keinen Unterschied, ob die Mütter in ihrer Schwangerschaft hochdosiert Vitamin D eingenommen hatten oder nicht.

Ekzeme, allergische Rhinitis sowie Atemwegsinfekte waren in beiden Gruppen gleich häufig.

 

Warum ist die Studie wichtig?

Kinder haben ein erhöhtes Risiko für Asthma, wenn ihre Mütter oder Väter bereits eine allergische Erkrankung haben. Dieses Risiko lässt sich offenbar nicht durch Einnahme von Vitamin D in der Schwangerschaft verringern.

 

Die Gabe von Vitamin D kann jedoch aus anderen Gründen sinnvoll sein. Ist der Vitamin D Spiegel über einen längeren Zeitraum zu niedrig, verhindert das bei Kindern ein normales Knochenwachstum. Bei Erwachsenen werden die Knochen brüchig, eine Osteoporose entsteht.

 

Wer seine Vitamin D Speicher auffüllen will, sollte raus an die frische Luft und Sonne tanken. Mit Hilfe der UV-B-Strahlung der Sonne wandelt die Haut im Körper vorhandene Vorstufen in aktive Vitamine um. 80-90% des Vitamin D Bedarfs lassen sich so decken (RKI 2019).

 

Originalstudien

Litonjua AA et al. Effect of Prenatal Supplementation With Vitamin D on Asthma or Recurrent Wheezing in Offspring by Age 3 Years. JAMA. 2016;315(4):362-70.

 

Litonjua AA et al. Six-Year Follow-up of a Trial of Antenatal Vitamin D for Asthma Reduction. N Engl J Med. 2020;382(6):525-33.

 

Wuertz C et al. Cross-sectional study of factors that influence the 25-hydroxyvitamin D status in pregnant women and in cord blood in Germany. Br J Nutr. 2013;110(10):1895-902.

 

Robert Koch Institut. Antworten des Robert Koch-Instituts auf häufig gestellte Fragen zu Vitamin D. RKI, 25.1.2019 (Zugriff am 19.2.2020).