25. März 2019
Was hat die Haut von Säuglingen mit Nahrungsmittelallergien zu tun?

Sind Veränderungen im Erbgut der Haut mitverantwortlich für Nahrungsmittelallergien? Ein Forschungsteam aus Chicago hat herausgefunden, dass tatsächlich ein Zusammenhang bestehen könnte.

Warum ist die diese Studie interessant?

Sie liefert einen Puzzlestein für die Erklärung, wie Nahrungsmittelallergien bei Säuglingen entstehen. Kennt man Einflussfaktoren, könnte man sie schon im Säuglingsalter umgehen. Dadurch ließen sich Nahrungsmittelallergien vermeiden oder abmildern.

Was bedeutet die Studie für Menschen?

Zunächst einmal handelt sich um eine Studie an Tieren. Aber: Die Vorgänge auf der Haut sind beim Menschen sehr ähnlich. Das Chicagoer Forschungsteam zieht darum folgende Schlüsse für Menschen:

  • Kleinkinder mit einer erblich veränderten Schutzschicht der Haut reagieren früh sensibel auf Nahrungsmittel, die Allergien auslösen können. Obwohl der Säugling das Nahrungsmittel nicht gegessen hat, kann eine Allergie kann entstehen – über Hautkontakt.
  • Mit den allergieauslösenden Nahrungsmitteln kommt die Babyhaut in ihrer Umgebung in Berührung, zum Beispiel über Erdnussallergene in Hausstaub. Auch direkter Kontakt ist möglich, beispielsweise durch größere Geschwister, die erst Erdnussbuttertoast essen und direkt danach mit den kleinen Geschwistern knuddeln.
    Ist die Hautbarriere der Säuglinge gestört, dringen die Nahrungsmittelallergene über die Haut ins Körperinnere.
  • Voraussetzung ist aber der zusätzliche Hautkontakt mit anderen allergieauslösenden Stoffen. Dazu zählen waschaktive Substanzen, wie sie in Babytüchern vorkommen, Hausstaubmilben, Schimmel, sowie Nahrungsmittelallergene in Hausstaub, Betten, Decken, auf Böden oder durch Familienmitglieder, die Nahrungsmittel zubereiten oder essen.
  • Die Belastung der Haut mit diesen Allergenen kann sehr früh im Leben erfolgen, Hautveränderungen zeigen sich aber meist deutlich später (z.B. eine atopische Dermatitis, auch Neurodermitis oder atopisches Ekzem genannt).
  • Wenn Kinder frühzeitig, noch vor dem Kontakt mit Umweltallergenen, das Nahrungsmittel essen oder in den Mund nehmen, tritt die allergische Reaktion nicht auf.

Wie sind die Forschenden vorgegangen?

Das Team untersuchte die Haut und das Blut von speziellen neugeborenen Mäusen auf allergische Reaktionen, nachdem sie auf deren Haut allergieauslösende Stoffe geklebt hatten.

Die Mausart heißt „FT-Maus“ (FT steht für „flaky tail“). Ihre Haut ist trockener und schuppiger als die normaler Mäuse. Grund ist eine Erbgutveränderung: Bei den meisten dieser Mäuse waren die Baupläne zweier Eiweiße (Filaggrin und Mattrin) in einem Teil des Erbguts verändert.

Diese Gene und damit die beiden Eiweiße Filaggrin und Mattrin sind auch bei Menschen mit atopischem Ekzem häufig verändert. FT-Mäuse lassen sich daher als Modell für Hautreaktionen beim Menschen einsetzen.

Was kam bei der Studie genau heraus?

Bei Mäusen mit der genetisch beeinträchtigten Hautbarriere kam es tatsächlich zur Nahrungsmittelallergie. Aber nur, wenn die Tiere vorher durch Nahrungsmittelallergene auf der Haut und zusätzlich durch Umweltallergene wie Hausstaub sensibilisiert worden waren.

Bekamen die jungen Mäuse vor der Hautsensibilisierung Erdnussextrakt als Sondennahrung, konnte die allergische Reaktion abgewendet werden.

Bekamen sie Erdnussextrakt über die Sonde und gleichzeitig Hausstaubmilbenextrakt auf die Haut, kam es hingegen zur allergischen Reaktion.

Mäuse, deren Mütter bereits allergisch waren, reagierten auf die Allergene auf der Haut mit Anaphylaxie und die Menge des Immuneiweißes IgE war erhöht. Waren die Mütter nicht allergisch, passierte dies nicht. Es gab also einen mütterlichen Faktor, der zur Entstehung von Nahrungsmittelallergien beitrug.

Quellen

Originalstudie

Walker MT et al. Mechanism for initiation of food allergy: Dependence on skin barrier mutations and environmental allergen costimulation. J Allergy Clin Immunol. 2018;141(5):1711-25.

In der deutschen Übersetzung heißt die Studie: „Mechanismen der Entstehung einer Nahrungsmittelallergie: Abhängigkeit von Mutationen der Hautbarriere und Kostimulation durch Umweltallergene“.
Ein Forschungsteam der Northwestern University in Chicago, USA, hat sie im Februar 2018 im renommierten „Journal of Allergy and Clinical Immunology“ veröffentlicht.