Nur-Shirin Harun und ihre Team vom Royal Melbourne Hospital in Australien berichten in ihrem Übersichtsartikel von einer Asthma-Epidemie, die 2006 im australischen Melbourne auftrat, nachdem sich ein heftiges Gewitter entladen hatte. Die traurige Bilanz: 3.400 Menschen brauchten ärztliche Hilfe, zehn verstarben.
Wie häufig sind Asthma-Anfälle nach Gewitter?
Das Phänomen ist seit über 30 Jahren bekannt und tritt überall in der Welt auf. Allein in den USA kamen innerhalb von zehn Jahren (1993-2004) rund 216.000 Menschen nach einem Gewitter mit Atembeschwerden in die Notaufnahme. Die Zahlen werden steigen, vermuten Harun und ihr Team, denn der Klimawandel mache Wetterextreme und heftige Regenfälle immer wahrscheinlicher.
Besonders gefährdet scheinen Menschen mit nicht ausreichend behandeltem allergischem Asthma oder Heuschnupfen.
Warum können Gewitter Atembeschwerden auslösen?
Der genaue Mechanismus ist noch nicht bekannt. Es wird vermutet, dass Umwelteinflüsse und die individuelle Sensibilisierung eine Rolle spielen.
Gräserpollen oder Pilzsporen, die tief in die Lunge vordringen, lösen Asthma-Anfälle aus. Regen und hohe Luftfeuchtigkeit zerkleinern die Pollen und Pilzsporen, so dass sie in hoher Konzentration eingeatmet werden und bis in die kleinen Lungengefäße gelangen können.
Menschen mit Asthma oder Heuschnupfen reagieren darauf typischerweise mit Kurzatmigkeit, Hustenreiz und Verkrampfung der Atemmuskulatur mit Lungenüberblähung (Bronchospasmus).
Wie kann man sich schützen?
Schwere allergische Reaktionen müssten vermieden werden, so die AutorInnen. Bei häufigen Beschwerden, die den Alltag beeinträchtigen, raten sie den Heuschnupfen oder das allergische Asthma mit Medikamenten zu behandeln.
Ein Frühwarnsystem für Gewitter, die Menschen mit Allergie gefährlich werden können, wäre wünschenswert, gibt es aber noch nicht.
Originalstudie
Harun NS, Lachapelle P, Douglass J. Thunderstorm-triggered asthma: what we know so far. J Asthma Allergy. 2019;12:101-8.
Autorin: ch/ktg