Winzige Bestandteile, die die Birkenpollenallergie auslösen, sind ähnlich aufgebaut wie die Bestandteile aus bestimmten Früchten, Nüssen oder Gemüsesorten. Das Immunsystem des Körpers „verwechselt“ diese ähnlichen Bestandteile mit einer Birkenpolle. Daher löst der Verzehr bestimmter Nahrungsmittel ebenfalls die allergische Reaktion aus.
Kreuzallergien treffen etwa zwei Drittel aller Birkenpollen-AllergikerInnen. Ein Trost: Sie sind Begleiterscheinungen der Hauptallergie. Das bedeutet zum einen, dass die Reaktionen sehr häufig weniger heftig ausfallen, und zum anderen, dass sie meist nur in der Saison des Hauptallergens auftreten.
Es juckt im Mund- und Rachenraum
Die Beschwerden treten unmittelbar nach dem Verzehr auf, seltener bis zu zwei Stunden verzögert. Häufig bleibt es bei Juckreiz an den Lippen, einem pelzigen Gefühl auf der Zunge oder am Gaumen. Manchmal kann es auch zu Lippen- und Zungenschwellungen, Heiserkeit, Atemnot und Erbrechen kommen. Sehr selten treten Symptome auf, die den ganzen Körper betreffen: Nesselausschlag – also plötzlich auftretende, juckende Quaddeln, die aussehen, als sei man in Brennnesseln gefallen – oder schwere allergische Schockreaktionen.
Typische Kreuzallergene bei Birkenallergie
Unter den Nüssen ist die Haselnuss eine Hauptübeltäterin: Der Körper erkennt in einem ihrer Bestandteile die Ähnlichkeit mit einer Birkenpolle und reagiert.
Bei den Gemüsesorten liegt die Karotte weit vorne, gefolgt von Soja, Sellerie und Kartoffel.
Auch beim Obst ist die Auswahl leider groß: Apfel, Feige, Nektarine, Pfirsich, Aprikose, Pflaume, Kirsche oder grüne Kiwi können eine Kreuzallergie auslösen. Normalerweise verursachen pro Person nur einige der hier genannten Lebensmittel die unerwünschte Reaktion.
Labortests sagen nicht alles
Eine sorgfältige Befragung durch den Arzt/die Ärztin ist der wichtigste Mosaikstein bei Verdacht auf eine Kreuzallergie.
Ein Allergietest gibt außerdem gute Hinweise, welche Lebensmittel gemieden werden sollten: Dazu gehört der Pricktest und/oder die Bestimmung von spezifischem IgE – den Antikörpern, die sich bei einer allergischen Reaktion bilden. Für einzelne allergieauslösende Stoffe lässt sich auch feststellen, wie hoch das Risiko einer Ganzkörper-Reaktion ist („komponentenbasierte Diagnostik“).
Die Ergebnisse der Tests sollten jedoch nicht verunsichern: Letztendlich entscheidet, ob die betroffene Person tatsächlich Symptome hat. Abseits des Labors ist daher die Eigenbeobachtung wichtig. Ein Ernährungs- und Symptomtagebuch kann aufschlussreicher sein als ein Allergietest.
Bleibt das Ergebnis unklar, helfen in der Klinik durchgeführte orale Provokationstests, also unter Beobachtung durchgeführte Mahlzeiten mit den verdächtigen Lebensmitteln.
Was also wie essen?
Am einfachsten ist es, die allergieauslösenden Lebensmittel zu meiden. Häufig werden die Lebensmittel aber verträglich, wenn sie gekocht werden – wie bei Äpfeln. Eine neue Studie an Karotten zeigt allerdings, dass das Kochen die Allergieauslöser nicht immer völlig zerstört.
Bei Nüssen sollte es in gerösteter oder verarbeiteter Form keine Probleme geben.
Für Äpfel gibt es noch einen weiteren, hilfreichen Tipp: Bestimmte, „alte“ Apfelsorten werden insbesondere geschält besser vertragen. Zu diesen Apfelsorten gehören: Berlepsch, Boskop, Gravensteiner, Finkenwerder Herbstprinz oder Gloster. Eine Liste verträglicher Apfelsorten findet sich auf der BUND Lemgo Apfelsortenliste.
In den seltenen Fällen, in denen die Kreuzallergie die Ernährung stark beeinträchtigt, ist eine Ernährungsberatung angebracht.
Hilft Hyposensibilisierung?
Angewandt werden kann die Hyposensibilisierung nur, wenn zur Kreuzallergie auch Heuschnupfensymptome hinzukommen. Dann zeigen die Ergebnisse: Bei manchen Betroffenen werden die Symptome der Kreuzallergie geringer, bei anderen nicht. Eine eindeutige Empfehlung zur Hyposensibilisierung lässt sich also nicht geben.
Was am besten hilft
Dauerhaft muss man dennoch nicht auf die kreuzreagierenden Lebensmittel verzichten. Die Reaktionen sind je nach der Verarbeitung des Lebensmittels, der Jahreszeit und eigener persönlicher Verfassung stärker oder schwächer. Am besten ist es, sich selbst zu beobachten. Vielleicht steigert körperliche Anstrengung die Reaktion auf ein bestimmtes Lebensmittel. Oder man verträgt Sellerie außerhalb der Birkenpollensaison doch gut. AllergikerInnen sollten also nicht übervorsichtig sein – sie müssen nicht grundsätzlich alle kreuzreagierenden Lebensmittel meiden.
Quellen
Allergieinformationsdienst HelmholtzZentrum München: Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. Abruf am 12.10.2020
Klimek, Ludger et al. Weißbuch Allergie in Deutschland. SpringerMedizin 2018, 4. Auflage
Worm Margitta et al. Food allergies resulting from immunological cross-reactivity with inhalant allergens. Allergo J Int 2014; 23: 1–16
Hansen, Kirsten Skamstrup et al.: Food allergy to apple and specific immunotherapy with birch pollen. Mol Nutr Food Res 2004;48: 441–853
van Hoffen, Els et al.: Effect of birchpollen-specific immunotherapy on birch pollen-related hazelnut allergy. J Allergy Clin Immunol 2011; 127: 100–1,101.e1–3