5. Juni 2020
Corona-Pandemie: Wie schützen sich Menschen mit Allergie?

Händewaschen, Abstand halten und Masken-Pflicht sollen vor dem Virus schützen. Wer eine Allergie hat, muss weitere Faktoren berücksichtigen.

„Die Pandemie ist noch nicht vorüber. Jetzt kommt es auf das Verhalten jedes Einzelnen an“, mahnte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Mitte Mai im Bundestag. Mit seinem Appell will der Minister verhindern, dass die Ansteckungszahlen wieder steigen. Mit einfachen Maßnahmen kann man andere und sich selbst schützen.

Regelmäßiges Händewaschen, aber richtig

Die meisten Viren, Bakterien und Pilze werden über die Hände übertragen. „Regelmäßiges Händewaschen ist nicht nur in der aktuellen Lage, sondern generell wichtig, um sich und andere vor Infektionserregern zu schützen, die beispielsweise Atemwegs- oder Durchfallerkrankungen verursachen“, so Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung  (BZgA, 30.4.20).

 

Die Empfehlungen der BZgA zur Händehygiene gelten schon seit Jahren: Hände nass machen und 20 Sekunden mit Seife einreiben, danach die Seifenreste gründlich mit Wasser abspülen und Hände abtrocknen. Mit dieser gründlichen Reinigung lassen sich unsichtbare Erkältungserreger von den Händen entfernen (Eggers et al., 2009).

 

Für die Haut kann häufiges Händewaschen aber auch zum Problem werden. „Speziell Menschen mit atopischer Dermatitis und Allergien haben oft eine empfindliche Haut. Häufiges Händewaschen, gerade jetzt in Corona-Zeiten, belastet die Haut zusätzlich“, sagt Torsten Zuberbier vom Allergie-Zentrum der Charité und empfiehlt: Hände mit hautfreundlichem Syndet waschen und mit einer Pflegecreme vor Austrocknung schützen.

Mit Abstand und Maske sich selbst und andere schützen

Das neue Corona-Virus SARS-CoV-2 gelangt über die Ausatemluft von infizierten Menschen in die Umgebung. „Der Hauptübertragungsweg in der Bevölkerung scheint die Tröpfcheninfektion zu sein“, schreibt das Robert-Koch-Institut auf seiner Webseite (RKI, 26.05.2020). Eine Virus-Verbreitung durch Virus-Partikel, die in der Luft schweben (Aerosole) oder an Oberflächen haften, spielt eine geringere Rolle, so die Einschätzung des RKI.

 

Die Ansteckung erfolgt also meist direkt von Mensch zu Mensch, beim Sprechen, Husten oder Niesen. Je weiter man voneinander entfernt ist, desto kleiner das Ansteckungsrisiko.

 

Ob ein Mund-Nase-Schutz das Risiko weiter vermindert, lässt sich zurzeit nicht sicher sagen. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie (DGP) sieht einen schützenden Effekt vor allem in geschlossenen Räumen. Unter freiem Himmel könne bei Einhalten des Sicherheitsabstandes darauf verzichtet werden (Dellweg 2020).

 

Ende April führten alle Bundesländer in öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften eine Maskenpflicht ein. Doch nicht für jeden sei das Tragen einer Maske unbedenklich, sagt Edwin Bölke vom Universitätsklinikum Düsseldorf (DÄB, 27.3.2020) und nennt als Beispiel Menschen mit Herz- oder Atemproblemen. Der Grund: Kann ausgeatmetes Kohlendioxid (CO2) nicht in die Umgebung entweichen, gelangt es mit dem nächsten Atemzug wieder in den Körper. Dann bekommen die Organe (zu) wenig Sauerstoff und (zu) viel CO2. Herzschmerzen, Schwindel und Atemnot können die Folge sein.

 

AsthmatikerInnen und Menschen mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, die nicht ausreichend behandelt sind, leiden häufig bei nur geringer Anstrengung oder bereits in Ruhe unter Atemnot. Sollen sie eine Maske tragen, darf diese das Atmen nicht zusätzlich erschweren. Das Masken-Material sollte also möglichst dünn sein. Eine gute Filterleistung bei niedrigem Luftwiderstand haben beispielsweise chirurgische Masken.

 

Menschen mit schweren Lungenerkrankungen, die trotz Medikamenten nicht beschwerdefrei sind,  gehören zur Risikogruppe. Sie können sich beispielsweise mit einem ärztlichen Attest von der gesetzlichen Maskenpflicht befreien lassen. Für sie wie alle anderen Risikogruppen gilt aber auch: Außenkontakte meiden.

Kein erhöhtes Risiko bei gut behandelter Allergie

AllergikerInnen haben kein höheres Risiko an CoViD-19 zu erkranken als die Normalbevölkerung. Allergie-Experte Zuberbier von der Charité nennt zwei Beispiele: „Patienten mit allergischem Asthma oder einer Pollenallergie gehören nicht per se zur Coronavirus-Risikogruppe – vielmehr hängt dies immer vom Schweregrad der Erkrankung und der Behandlung ab.“

 

Daher raten Fachgesellschaften: Allergie-Medikamente weiternehmen! „Je besser die Schleimhaut geschützt ist, desto weniger leicht können Viren eindringen“, so Zuberbier.

 

Text: ch/ktg
Bildquellen: Pixabay, März 2020

Zuletzt aktualisiert: 26.05.2020

 

Quellen

BZgA. Unverändert wichtig: Gründliches Händewaschen! Pressemittielung der Bundeszentrale für  gesundheitliche Aufklärung (BZgA), 30.04.2020.

 

DÄB. „Nicht für jeden ist das Tragen einer Maske unbedenklich“. Deutsches Ärzteblatt (DÄB), 27. April 2020.

 

Dellweg D et al. Stellungnahme der DGP zur Auswirkung von Mund-Nasenmasken auf den Eigen- und Fremdschutz bei aerogen übertragbaren Infektionen in der Bevölkerung. Pneumologie. 20. Mai 2020. 

 

Eggers M et al. Wie wirksam ist Händewaschen gegen Influenzaviren? Hyg Med. 2009;34(12): 492-8.

 

RKI. SARS-CoV-2 Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19). Robert-Koch-Institut, 22.05.2020.