20. Mai 2016
10-Punkte-Plan für eine Geschäftsreise mit Nahrungsmittelallergie

Häufig erreichen mich Fragen zum Thema Reisen. Und fast genauso häufig stelle ich fest, dass viele ehemals Reisebegeisterte ihr großes Hobby nach den erfolgten Diagnosen nahezu einstellen oder auf „sichere Gefilde“ in der Umgebung verlegen. Nicht selten habe ich erlebt, dass auf eine Karrierechance im Berufsleben lieber verzichtet wird, wenn diese mit einer Reisetätigkeit verbunden ist.

Das Thema „Reisen“ liegt mir selbst besonders am Herzen, da es zu meinen liebsten Hobbys gehört. Beruflich und auch privat bin ich schon immer viel und weit gereist. Das Reisen habe ich nie aufgegeben: Selbst in Zeiten mit nur schlechter Verträglichkeit bin ich gereist und habe Restaurants besucht. Das Thema „Geschäftsreise“ ist ein besonderes Thema. Denn meistens ist der Geschäftstermin außerhalb mit einem strengen Zeitplan und vorgebuchtem Essen verbunden. Da Nicht-Essen auf Dauer genau so wenig eine Lösung ist, wie jedes Mal den Verhandlungstisch zu verlassen, möchte ich heute ein paar kreative Lösungen aufzeigen, mit denen eine Geschäftsreise auch mit Nahrungsmittelallergie zum Erfolg wird.

Ich unterteile den Artikel in die An- und Abreise und den Aufenthalt vor Ort.

In der Luft: Flugreisen (Mittel- und Langstrecke)

Grundsätzlich kann Essen bei nahezu jeder Airline vorbestellt werden. Dies kann entweder telefonisch oder über die jeweiligen Websites der Anbieter gemacht werden. Bei mehreren Allergien und Intoleranzen bieten viele Caterer kein passendes Angebot. Manchmal ist das vorbestellte Essen auch einfach nicht an Board geliefert worden. Wer hier auf Nummer sicher gehen möchte, nimmt sein eigenes Essen mit. Das ist möglich. Es muss auch nicht zwingend ein Attest oder Arztbrief mitgeführt werden. Aufgrund der Sicherheitskontrollen an den Flughäfen sind keine Flüssigkeiten erlaubt. Jegliches andere Essen kann mitgenommen werden. So ist man auf der sicheren Seite. Das mitgebrachte Essen muss nicht extra angemeldet werden. Es gilt allerdings zu beachten, dass in vielen Ländern Einfuhrbestimmungen gelten. Einfach in der Luft alles aufessen. 😉

Wer auf Flügen nicht auf warmes Essen verzichten möchte, kann sich Instant-Gerichte mitbringen. Diese werden im Flugzeug vom Personal mit heißem Wasser aufgegossen. Das ist auch kein exotischer Vorgang, an Board kennt das Personal solche Bitten. In Asien ist es übrigens ganz üblich, dass man seine eigene Instant-Nudelsuppe mitbringt J.
Im Handel finden sich etliche Produkte von Brei bis Suppe, die weder Zusatzstoffe noch Allergene enthalten.

Vor Ort: Meetings und Hotelbuffets

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Bei Geschäftsterminen, egal ob nah oder fern, Workshops, Konferenzen, Seminaren, etc. wird häufig Essen bereitgestellt, das für Allergiker unverträglich ist. Nicht selten werden Essenstermine in Restaurants vereinbart, deren Speisekarten – sagen wir – sehr schwierig für Allergiker sind.

Organisation ist alles! Hier mein 10 Punkte Plan:

  1. Stellen Sie vorab eine möglichst kurze aber übersichtliche Liste mit ihren persönlichen „Essens-Belangen“ zusammen. Gibt es wichtige Dinge zu beachten, schreiben Sie diese ebenfalls in die Liste.
  2. Kontaktieren Sie die für die Veranstaltungsorganisation zuständigen Person/en mit ausreichend zeitlichem Vorlauf, besprechen sie ihre Situation und lassen Sie abklären, ob Sie essenstechnisch entsprechend gut versorgt werden können. Das gleiche Vorgehen empfehle ich auch für Hotelaufenthalte.
  3. Sollte es nicht möglich sein, dass der Caterer oder das Tagungshotel ausreichend auf Ihre Bedürfnisse eingehen kann, dann klären Sie ebenfalls mit der Veranstaltungsbetreuung ab, welche Einkaufsquellen (Supermärkte, Biomärkte), Restaurants, Delis und Lieferdienste in der näheren Umgebung sind. Lassen Sie sich eine Liste geben.
  4. Recherchieren Sie im Web, ob die angegebenen Quellen entsprechende Lebensmittel oder Speisen für Sie im Angebot haben. Sind Sie unsicher, nehmen Sie Kontakt mit den jeweiligen Unternehmen auf und klären Sie ihre Fragen ab.
  5. Suchen Sie sich aus, was für Sie in Frage kommt. Schreiben Sie eine Einkaufsliste oder eine Speisenliste.
  6. Jetzt sprechen Sie wieder mit der Veranstaltungsbetreuung und bitten diese, „IHRE“ Lebensmittel zu organisieren,damit Sie BowlsAsian-soup-noodles gut versorgt sind. Bei anstrengenden Geschäftsterminen ist es so wichtig, dass man sich gut fühlt und leistungsfähig ist.
  7. Tritt der Fall ein, dass alle vorgenannten Punkte fehlschlagen, nicht den Mut verlieren. Organisieren Sie sich selbst.
  8. Sind Restaurantbesuche geplant, sprechen Sie im Vorfeld selbst mit dem Restaurantpersonal. Lassen Sie sich ein für sie verträgliches Essen oder auch Menü zusammenstellen, das Ihnen dann später serviert wird. Mit entsprechendem Vorlauf sind eigentlich alle Restaurants in der Lage, sich auf Speisen außerhalb der regulären Karte einzustellen.
  9. Auch für lange, mehrtägige Termine können Sie sich komplett selbst versorgen, ohne sich nur von Keksen ernähren zu müssen. Bringen Sie ihre eigenen Lebensmittel von zu Hause mit, z. B. vorgekocht und vakuumiert. Oder pimpen Sie doch einfach Ihr mitgebrachtes Essen vor Ort. Geben Sie frische Früchte in ihr Instant-Porridge oder den Frühstücksbrei, schnibbeln Sie frisches Gemüse in Ihre Convenience-Suppe, peppen Sie das Kartoffelpüree mit Gemüse auf, etc. Werden Sie erfinderisch. Selbst zubereitete Müsliriegel und Energy Balls sind praktisch für zwischendurch. Sie sättigen und liefern, wie der Name schon sagt, schnelle Energie. Beachten Sie unter Umständen die Einfuhrbestimmungen, sollten Sie international reisen.
  10. Von zu Hause aus können sie online bei Lebensmittel-Lieferanten vor Ort Ware in Ihr Hotel bestellen. Das empfiehlt sich für Frischware und längere Aufenthalte. Informieren sie ihr Hotel im Vorfeld und erklären sie kurz, warum dies nötig ist. Oft werden auch extra Kühlmöglichkeiten und teils sogar Mikrowellen zur Verfügung gestellt.

Wenn Sie Ihre Lebensmittel selbst mitbringen möchten oder müssen: In einer Kühltasche bleiben Speisen länger frisch. Eine Kühlbox mit Stromanschluss überbrückt sogar eine lange Zug- oder Autofahrt. Der gute, alte Wasserkocher leistet auf Reisen ebenfalls wertvolle Dienste – er kocht Tee, wärmt vakuumierte Speisen und erhitzt das Wasser für die Instantsuppe. Ein Reisewasserkocher ist übrigens kleiner und leichter transportabel als der große von Zuhause. Ein weiteres, praktisches Utensil auf Reisen ist ein Sparschäler (bitte nicht ins Handgepäck). Damit kann man nicht nur Obst und Gemüse schälen und verträglicher machen. Er eignet sich auch für Gemüsestreifen, etc.

Sie sehen, es ist vieles möglich. Ohne eigenes Engagement geht es nicht. Doch den Umstand kennen alle Allergiker.

Diesen Artikel habe ich übrigens auf zwei Flügen geschrieben. Zu Essen hatte ich nur einen Müsliriegel als Notration mit, dazu war der Flug kurz. 🙂

Autorin: Stefanie Grauer-Stojanovic

Wussten Sie schon, dass

a) Die Swiss International Air Lines Ltd. die erste Airline ist, die das ECARF-Siegel trägt. (Anmerkung d. Red.: Der Artikel bezieht sich auf das Jahr 2016)
b) LSG Sky Chefs und ECARF bei den Rezepturen der Special Meals kooperieren. (Anmerkung d. Red.: Der Artikel bezieht sich auf das Jahr 2016)
c) ECARF weltweit Hotels und gastronomische Betriebe zertifiziert, die sich in unkomplizierter Weise auf die Bedürfnisse von Allergikern eingestellt haben