Als Allergiker den Restaurantbesuch genießen
Je nach Allergie oder anderen Einschränkungen in der Nahrungsmittelauswahl wie zum Beispiel Zöliakie, Histamin- oder Fruktoseintoleranz gilt es einige Dinge zu beachten.
Es ist nicht immer einfach. Aber klar, wir Allergiker können auch Essen gehen. Das klappt teils sogar spontan, mit entsprechender Vorbereitung aber so gut wie immer. Heute möchte ich zeigen wie das gehen kann.
- Bevor ich im ganz praktischen Teil von Anrufen und angebrachter Skepsis bei der Reinigung von Schneidebrettern berichte, möchte ich zunächst auf zwei – für mich sehr wichtige – Aspekte eingehen.
Es geht um unsere eigene Gesundheit und die unserer Familie. Wir nehmen die Verantwortung dafür selbst in die Hand und treffen unsere Vorbereitungen. Denn nur wir selbst kennen unsere eigenen Toleranzgrade und auch die unserer Familie. Dies bedarf teils einer kleinen Planung und Organisation einige Tage vor dem Restaurantbesuch, es klappt aber auch spontan. - Für viele Restaurants ist es nicht möglich, für alle möglichen Arten der Allergien und Intoleranzen entsprechende Vorbereitungsmaßnahmen zu treffen. Bei gewöhnlichen Restaurants ist oft das weitreichende und nötige Wissen dafür nicht vorhanden. Wir selbst können dazu beitragen, das Wissen zu erweitern oder gar erst aufzubauen. Bei Restaurants, die sich als allergikerfreundlich verstehen oder noch besser, zusätzlich mit einem seriösen Qualitätssiegel zertifiziert wurden, ist die Ausgangslage anders. Hier kann vielfältiges Wissen vorausgesetzt werden, hier kennt man sich mit vielen Allergien, Intoleranzen und spezifischer Ernährung aus und auch ein spontaner Restaurantbesuch ist möglich. Aber auch in diesen Restaurants gilt: Reden ist Gold. Es ist wichtig, die individuellen, relevanten Kriterien noch einmal an Ort und Stelle zu klären.
Drei Faustregeln kann ich euch mit auf den Weg geben:
- Hört auf euer Gefühl wenn ihr mit dem Restaurantpersonal über eure Situation sprecht. Fühlt ihr euch nicht gut dabei, lasst es und sucht ein anderes Restaurant. Im Laufe der Zeit habt ihr so feine und sensible Antennen entwickelt.
- Erklärt so kurz wie möglich, aber für einen Außenstehenden verständlich, was eure besonderen Bedürfnisse sind. Dabei kann man ruhig seine Diagnose, wie eine „Kuhmilchallergie“ oder „Zöliakie“ sagen, aber noch viel wichtiger ist es, dem Personal mitzuteilen, welche Nahrungsmittel bei der jeweiligen Allergie oder Unverträglichkeit gemieden werden müssen. Auf diese Erklärung kommt es letztlich an, da man sich nicht darauf verlassen kann, dass das Restaurantpersonal nachfragt, was nun genau hinter der Diagnose steckt. Deshalb am besten so eindringlich wie nötig und so einfach wie möglich kommunizieren.
- Kann ein Restaurant nicht viel über die verwendeten Produkten sagen, dann bestellt sie nicht oder lasst euch die Packung einfach zeigen und lest selbst was drin ist. Ihr wisst am allerbesten was für euch verträglich ist. Erklärt ganz kurz, warum ihr die Packung sehen wollt. Denkt immer daran, es geht um eure Gesundheit. Und es ist vollkommen selbstverständlich, unversehrt bleiben zu wollen, auch wenn das für andere vielleicht hier und da mit Extra-Aufwand verbunden ist.
Hier meine Tipps für einen geplanten Restaurantbesuch in einem bis dato unbekannten Restaurant:
- Restaurant aussuchen und im Internet die Speisekarte nach geeigneten Gerichten sondieren. Oft können Restaurants keine weiteren Zutaten einkaufen, da die Organisation das nicht vorsieht. Meist ist es aber kein Problem, vorhandene Gerichte und Beilagen neu zu kombinieren oder eine einfache Zutat zu ändern und gegen eine andere zu tauschen. Ist beispielsweise ein Hauptgang mit Pommes in der Karte und ein anderer mit Reis, so sollte es kein Problem sein, die Beilagen zu tauschen. Das betrifft auch Saucen, Salate und alle Komponenten von Speisekarten. Bei einer Tiermilchallergie kann bei Suppen die Sahne auch weggelassen werden. Am besten ist es, schon selbst zu überlegen, wie die Gerichte verändert werden könnten.
- Sind die Gerichte ausgesucht, so ist es am sinnvollsten, im ersten Schritt beim Restaurant anzurufen und sich mit der zuständigen Person verbinden zu lassen. Einfach kurz und knapp die eigene Situation zu erklären (siehe Tipps oben). Meine Erfahrung zeigt, dass sich die meisten Restaurants bereitwillig auf meine Bedürfnisse eingestellt haben. Klar, manchmal kommen Missverständnisse auf und mein Anliegen wird vielleicht sogar als Kritik verstanden. Meistens lasse sich diese jedoch aus dem Weg räumen. Wenn nicht, dann weiß ich, dass ich mich in diesem Restaurant auch nicht sicher fühlen würde. Der Anruf vorab ist für mich ein wichtiger Schritt für einen gelungenen Restaurantbesuch. Zu klären sind im Vorfeld folgende Punkte:
- Sind Kontaminationen ein Thema (egal ob Nüsse, Gluten, etc.), ist es am einfachsten, diesen Punkt als ersten zu anzusprechen. Bei starken Allergien und Zöliakie darf keine Kontamination in der Küche stattfinden.
- In der Küche bergen zum Beispiel verwendeteSchneidebretter eine große Gefahr der Kontamination, sofern sie nicht nach jeder Verarbeitung eines Nahrungsmittels gründlich gereinigt werden. Dies gilt auch für Geschirr, Messer, Schüsseln, Töpfe, etc. Am besten vorher darauf hinweisen.
- Wird etwas gebacken, muss auch hier das Thema Kontamination in Backöfen geklärt werden.
- Es ist eigentlich selbsterklärend, doch es kann nie schaden noch einmal freundlich zu erwähnen, dass das Gargut in separaten Töpfen und Pfannen gegart wird. Es kann passieren, dass glutenfreie Nudeln zwar im separaten Sieb, aber vorher im Nudelwasser der glutenhaltigen Nudeln gelandet sind, oder beide Nudelarten mit demselben Kochlöffel umgerührt werden.
- Jetzt mit der zuständigen Person besprechen, ob die Speisen nach Wunsch zusammengestellt werden können.
- Ist alles zur Zufriedenheit besprochen? Dann sendet zusammenfassend eine Email an das Restaurant mit dem Datum und Uhrzeit eures Besuchs, schreibt das Menü und alle besprochenen und relevanten Punkte noch einmal kurz und bündig auf (z. B. auch Salat ohne Croutons wenn Gluten ein Thema ist, das sind Standardabläufe in einer Küche und die Croutons sind schneller auf dem Salat als ihr glaubt 🙂 ). Es geht ja dabei immer um eure Gesundheit und dieses Vorgehen zeigt zum einen dem Restaurantpersonal die Wichtigkeit und macht es auch einfacher für das Restaurant. Lasst euch diese Email kurz vom Restaurant bestätigen.
Hier meine Anleitung für einen spontanen Restaurantbesuch:
- Im Prinzip gelten die oben genannten Punkte, nur dass die Vorbereitung direkt an Ort und Stelle stattfindet.
- Es empfiehlt sich direkt nach Eintreten kurz zu sagen, dass ihr aufgrund von Allergien ein paar Dinge klären möchtet. Fragt einfach, wer für das Thema zuständig ist.
- Dann geht ihr so vor wie oben beschrieben nur im persönlichen Gespräch. Ihr werdet merken, dass ihr nicht selten direkt in der Küche „landet“ und mit dem Koch/der Köchin sprechen könnt.
Nach dem Essen:
Ist es zu eurer Zufriedenheit verlaufen? Teilt es dem Personal gerne noch an Ort und Stelle mit und bedankt euch für das Entgegenkommen. Das wird das Team ermutigen auf weitere Sonderwünsche von anderen Allergikern einzugehen.
Ist das Essen nicht zur Zufriedenheit verlaufen? Teilt es dem Personal ebenfalls mit. Aber am besten sachlich mit Hinweisen was anders gemacht werden muss.
Wir alle können unseren Teil dazu beitragen, dass immer mehr Wissen in Restaurants im Umgang mit uns Allergikern aufgebaut wird. Eine Ausbildung im gastronomischen Bereich enthält in den wenigsten Fällen die Wissensvermittlung im Umgang mit Allergien und Nahrungsmittel-Einschränkungen.
Wussten Sie schon? ECARF zertifziert seit 2006 allergikerfreundliche Hotels, Restaurants, Schnellimbisse und Kantinen, wenn sie sich nachweislich auf die Bedürfnisse von Allergikern eingestellt haben. Die Kriterien für die Zertifzierung wurden von einem internationalen, unabhängigen Beirat entwickelt und unter Alltagsbedingungen getestet. Informationen zu den Kriterien finden Sie hier.